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Vertrieben, Verschwiegen, Vergessen: Lesung von Franz Sziebert

Eine ganz besondere Lesung fand am 2. Februar im Bajaer Nationalitätenhaus statt. Der bekannte ungarndeutsche Autor Franz Sziebert (Foto) las aus seinem neuen Buch „Vertrieben, Verschwiegen, Vergessen”. Zur Lesung hatte der Deutsche Kulturverein Batschka, der heuer sein 20jähriges Gründungsjubiläum feiert, die Vereinsmitglieder und Gäste aus nah und fern eingeladen.
Zum Jahresauftakt erschienen zahlreiche Interessenten, die die Veranstalter mit Kuchen, Tee und der Jahreszeit gerecht mit Glühwein empfangen haben. Vorsitzender Hans Glasenhardt begrüßte den Schriftsteller und Chronisten aus Ketschinge/Görcsönydoboka und übergab dem Lehrer des Bajaer Ungarndeutschen Bildungszentrums Alfred Manz das Wort, der über die vielseitige literarische Tätigkeit des Autors sprach. Die Pflege der deutschen Sprache, der Mundart und der Kultur spielten immer eine bedeutende Rolle im Leben von Sziebert. In seinen Werken stehen die Vertreibung, Verschleppung, Internierung und die Zwangsarbeit Malenkij Robot im Fokus. Seine ersten Heimatgeschichten erschienen 1984 in der Anthologie „Jahresringe”.
Die publizistischen-literarischen Aktivitäten von Franz Sziebert wurden mit mehreren Auszeichnungen anerkannt. Sein Band „Unzuverlässig?” (1998) wurde von der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen herausgegeben und war ein Meilenstein in seiner literarischen Tätigkeit. Dieses Werk brachte ihm einen durchschlagenden Erfolg. Er hatte die Möglichkeit, dieses Buch auch in Berlin vorzustellen. Er bekam u. a. die „Ehrennadel in Gold für das Ungarndeutschtum” (2002). Sein neuester Band „Vertrieben, Verschwiegen, Vergessen” erschien (2010) mit der Förderung durch die Deutsche Minderheitenselbstverwaltung des Komitates Branau.
Franz Sziebert, 1929 in Ketsching/Görcsönydoboka, Komitat Branau, geboren, lebt auch jetzt in seinem Heimatdorf. Der aktive Schriftsteller publiziert seit Ende der 50er Jahre, er schreibt über seine Erfahrungen, stellt die traurigen, aber auch die fröhlichen Ereignisse, die menschlichen Schicksale seiner Umgebung vor. Er betreut das geistige und kulturelle Erbe seines Dorfes, seiner Region und nahm immer aktiv am öffentlichen Leben im Interesse seines Heimatdorfes auf lokaler, Komitats- und Landesebene teil. Er gründete schon in den 50er Jahren eine deutsche Theatergruppe und war zugleich deren Hausautor. Seine Stücke wurden zwischen 1954 und 1960 erfolgreich zu Hause und in den Nachbardörfern gezeigt.
Und jetzt tauchen wir in die Welt der Vergangenheit eines schwäbischen Dorfes namens Ketschinge ein. Als Zeitzeuge und Betroffener, der alles miterlebt hat, sprach Herr Sziebert anschaulich über die sturmvolle Vergangenheit der Ungarndeutschen. Er schilderte das Schicksal seiner Volksgruppe während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die Vertreibung, die Umsiedlung, die Deportation in den Nachkriegsjahren, viele traurige, aber auch lustige Geschichten. Die Zuhörer bekamen einen authentischen Einblick in die sehr erschütternden, herzbewegenden Ereignisse der vergangenen Zeiten.
In seinem emotionellen, unterhaltsamen Vortrag sprach er über das ausgeplünderte Dorf, das „wir neu aufgebaut haben. Wir faßten wieder Wurzel. Ohne den Glauben in die Zukunft, ohne die gegenseitige Hilfe hätten wir es nicht geschafft. Trotz aller Schwierigkeiten ist Ungarn unsere Heimat geblieben”. Er berichtete dem Publikum lebhaft und mit viel Humor über seine persönlichen Erfahrungen und die Ereignisse in seinem Heimatdorf. Es war ein interessanter literarischer Ausflug, die wirklichen Geschehnisse wurden leider lange Zeit verschwiegen bzw. nicht wahrheitstreu dargestellt. Deshalb ist es wichtig, daß die späteren Generationen die Ereignisse der Realität entsprechend kennenlernen.
Franz Sziebert ist es gelungen, einen bleibenden Eindruck beim Publikum zu hinterlassen. Er trug eine spannende Passage aus dem Buch „Vertrieben, Verschwiegen, Vergessen” vor und beantwortete am Ende die Fragen des Publikums. Nach der zweistündigen Veranstaltung bedankte sich das Publikum mit großem Beifall für den Vortrag; man hatte die Möglichkeit, sich einen Band mit der Widmung des Autors zu beschaffen.
Wir hoffen, noch viele Geschichten von Franzi bácsi lesen zu können.

Josef Gaugesz

NZ 6/2011