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Ungarndeutsche Gegenwartsliteratur im Wuderscher Heimatmuseum

Sprache, Identität und Begegnungen

„Ungarndeutsche Gegenwartsliteratur einer jungen Generation“ lautete die Einladung von Csilla Susi Szabó und Angela Korb am 27. März ins Wuderscher Jakob-Bleyer-Heimatmuseum. Beide sind Mitglieder des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK), beide Branauerinnen, und das Publikum konnte sich vergewissern, dass thematisch – zwar auf andere Art und Weise aufgearbeitet – klassische Themen der ungarndeutschen Literatur auch bei jungen AutorInnen beibehalten werden.


Csilla Susi Szabós Lebensweg und exemplarisch nach der Thematik geordnete Textbeispiele konnte das Publikum – das aus Gästen des anschließend stattfindenden Stammtisches bestand – durch eine Powerpoint-Präsentation mitverfolgen. Im vorigen Jahr – im September bei den VUdAK-Werkstattgesprächen in Hanselbek – erfolgte Csilla Susi Szabós Aufnahme in VUdAK, in der Signale-Beilage 2014 veröffentlichte sie zum ersten Mal in der Neuen Zeitung Gedichte. Direktorin Kathi Gajdos-Frank ist durch diese Lektüre auf die junge Autorin aufmerksam geworden. Csilla Susi Szabó ist doppelte Staatsbürgerin (ungarische und deutsche), lebte mit ihrer Familie auch in Deutschland, und viele ihrer Texte behandeln diese doppelte kulturelle Bindung bzw. ihre dadurch bedingte Identitätssuche. Zur Zeit arbeitet sie bei einer ausländischen Firma der Automobilzuliefererindustrie, lebt in Surgetin, stammt jedoch ursprünglich aus Burjad.

Nach einer ausgiebigen Diskussion, bei der auch die Sprachproblematik – das Dreieck Hochdeutsch-Mundart-Ungarisch – aufgegriffen wurde (hauptsächlich ging es um unzulängliche Sprachkenntnisse der Jugendlichen), begann Angela Korb mit einem Dialekt-Prosatext und wies auf die doppelte Herausforderung beim Lesen der Mundart hin, da es sich um eine gesprochene Sprache handele. Mit unterschiedlichen lyrischen Texten wies sie auf ihre Thematik hin, existentielle und identitätssuchende Texte, Gegensatz Stadt und Dorf sowie Liebeslyrik u.a.

Horst Lambrecht hat Anfang der 2000 in der NZ eine Reihe über ungarndeutsche Literatur veröffentlicht, mit der Frage Literatur ohne Leser? Der Literaturbetrieb funktioniert, wenn Autoren, Leser und ein Verlagswesen zur Verfügung stehen. Wenn, wie in diesem Fall, Institutionen, Bildungseinrichtungen und engagierte Personen ungarndeutsche AutorInnen zu Lesungen einladen, dann kann eine potentielle Leserschicht auf den Schriftsteller treffen. Solche Begegnungen sind wichtig, denn man nimmt etwas mit nach Hause: die Gespräche, die Begegnungen – und manchmal ist es nur ein Satz, der für längere Zeit im Gedächtnis festhängt. „Sprache ist Heimat“ – der von vielen rumäniendeutschen Autoren bzw. von Repräsentanten deutschsprachiger Literatur in einem anderssprachigen Milieu geprägte Satz ist ein wichtiger Satz. Einerseits bedeutet er, dass die kulturelle Bindung bzw. die Identität auf der Sprache basiert bzw. ist Tatsache, andererseits stellen Sprache, Sprachverlust – auch mit der Verbindung zur Identität – ein bis heute wichtiges (und aktuelles) Thema innerhalb der ungarndeutschen Literatur dar.

A. K.
NZ 14/2015