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„Mein pannonisches Erbe” Gemäldeausstellung von László Heitler

Unter diesem Titel hat der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) die Gemäldeausstellung von László Heitler aus Pápa im Budapester Haus der Ungarndeutschen eröffnet. Zu sehen ist eine Auswahl der Tempera- und Ölbilder aus den letzten vier Jahrzehnten, die die Wände in allen drei Sälen voll besetzen.
Wie der Maler selbst bekennt, dient ihm seine unmittelbare – engere oder weitere – Geburtsgegend als ewige Inspirationsquelle. Diese typische pannonische Kulturlandschaft mit sanften Hügeln und mildem Klima hat nicht nur sein weiches Pastellkolorit, sondern auch seine folkloristisch dekorative Formensprache beeinflußt. Der sogenannte „Bauernbarock”-Stil im Landstrich zwischen Bakonyer Wald und Plattensee erscheint an den Fassaden der alten Häuser oder Weinkeller ebenso wie auf den holzgeschnitzten Möbelstücken oder bei den rustikalen Schmiedeeisendetails bis hin zu Bildstöcken aus Blech am Rande der Wiesenpfade. Die Menschen bleiben meistens außen vor – als ob sie diese Harmonie der Natur nicht stören möchten -, nur die praktisch-ästhetischen Produkte ihrer Handwerke repräsentieren sie.
Eine der ältesten Kompositionen – aus dem Jahre 1971 – stellt eine barocke Kurie in rötlicher herbstlicher Pflanzenpracht dar, an der Fassade die Kleinplastik von Sankt Georg, wie er mit dem Drachen kämpft. Als Ergänzung für dieses religiöse Motiv befindet sich am Rande des Daches – ebenso aus Sandstein geschnitzt – eine Reihe von mythologischen Figuren, die an die ehemaligen römischen Bewohner dieser Gegend erinnern. Zehn Jahre später steht ein ähnliches Gebäude „ganz in Weiß” im winterlichen Schnee, in der Wandnische eine Madonna, daneben das Datum und die Monogramme „K 1815 S” sind Hinweise auf die römisch-katholischen Schwaben, die aus ihrer Urheimat hierher gesiedelt sind. Der Fleiß dieser Bauern ist durch Ansichten vom Hof – lange Veranden mit Arkaden und Säulen, hohen und breiten Treppen, zweiflügeligen und starken Kutschentüren – signalisiert. Die Fenstergitter sind oft allein „Hauptdarsteller” – wie z. B. „Krebs am Gitter in Arács” (2010) -, weil sie selbst so dekorativ wirken. Ein andermal sieht man dahinter auch von namenlosen Hausfrauen in geduldiger Handarbeit liebevoll gefertigte Vorhänge aus Stickereien und Spitzen. An einem Preßhauseingang – Gemälde aus dem Jahre 1977 – erscheinen an der Mauer zwei schwarze Silhouetten betrunkener Bauern mit Hüten, einer hält einen halbgeleerten Heber aus transparentem Glas in der Hand. Der Maler hat mir versichert, diese Szene einst damals dort tatsächlich erlebt zu haben, vielleicht wirkt sie deshalb heute noch so lebendig.
Meiner Meinung nach gelang es László Heitler – parallel zur serbischen ethnographischen Tradition der Malerschule in Sankt-Andrä -, eine schwäbisch-pannonische Variante dieser Malerei zu kreieren. Ich denke hier nicht nur an die verewigten Zunftzeichen und Meisterschilder, Windfahnen von Kirchtürmen und Schornsteinen, die Fensterrosen und Türschlösser usw., die unter dem Titel „Ehre den Schmieden” (1979) in einem Triptychon mit 3 x 9 Quadraten zusammengefaßt sind, sondern auch an die Jahre und Namen der Hausbauer, an die Wappen, Lebensbäume und stilisierten floralen Muster der Hausfassaden, die in weiß-blauen Farbkontrasten in acht „Fenstern” zusammenkomponiert sind (1988). Heitler wird ganz lyrisch, wenn er sich an seine deutschen Vorfahren erinnert und die bekannten Wandervogelmotive der Volkslieder benutzt, wie z. B. „Vogelzug” (1984) mit fliegenden schwarzen Raben über dem schneebedeckten Dorf, einer hält eine Wanduhr im Schnabel, oder aus demselben Jahr „Die Zeit” mit einem holzgeschnitzten Stuhl, einer Taube und einer Schwarzwälderuhr und wieder dem langen Schatten der Ahnen. Zuletzt ganz frisch gemalt „Mein pannonisches Erbe” (2010) mit dem bekannten Stuhlmotiv an der Seite, im Hintergrund eine Hausfassade, davor eine Kutsche mit ausgespannten Pferden. Stehen die auf dem Bild nicht anwesenden Hausbewohner vor einer Abreise oder sind sie eben erst gut heimgekommen? Die Antwort liegt beim Betrachter.

István Wagner

Die Ausstellung ist bis zum 22. Juni im Haus der Ungarndeutschen, Budapest VI., Lendvay u. 22, zu besichtigen. Um telefonische Absprache wird gebeten

NZ 23/2011