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Literatur pur Projekttag im Ungarndeutschen Bildungszentrum Baja

Gibt es markante Generationsunterschiede in der ungarndeutschen Literatur? Welchen Stellenwert hat die ungarndeutsche Literatur? Gibt es interessierte Leser? Wo endet ein Text? Solche Fragen wurden von Schülern der 11. Klassen im Ungarndeutschen Bildungszentrum Baja gestellt und zwar am Projekttag, bei dem sich die Elftkläßler mit der ungarndeutschen Literatur befaßten. Eingeladene Gäste waren Christina Arnold, Robert Becker und Angela Korb. In zwei Unterrichtsstunden gingen die VUdAK-Mitglieder je in eine Klasse und waren über die informierten, gut vorbereiteten Schüler erstaunt, die zur Diskussion angeregt haben und sich auch nicht scheuten, Probleme anzusprechen.
Der Nationalitätenunterricht in den zweisprachigen Gymnasien ist wahrlich eine enorme Stütze der ungarndeutschen Literatur. Dadurch, daß Werke ungarndeutscher Dichter und Autoren fester Bestandteil des Unterrichtsstoffes sind, ist schon eine neue Leserschicht gesichert. Wenn diese Literatur die Schüler in ihren Bann zieht und sie auch auf ihrem späteren Lebensweg begleitet, wenn die Samen so auf fruchtbaren Boden fallen, dann wäre die Problematik um die Leserschaft teilweise gelöst. Und in dieser Gruppe der Gymnasialschüler steckt auch das Potential zur Weiterführung und Weiterentwicklung der ungarndeutschen Literatur, wenn sie selbst in deutscher Sprache zu schreiben beginnen. In der Unterrichtsstunde bei Christina Arnold gab es auch schon die ersten Schreibübungen: Die Schüler haben in Gruppen nach einer vorgegebenen Zeile Gedichte fabriziert.
Anschließend fand in der Aula eine kleine Lesung statt, die Schüler der 11. Klasse haben interessiert und diszipliniert zugehört. Es ist immer zu begrüßen, wenn sich Autoren und Dichter der Jugend präsentieren können, und immer wieder werden zu Projektarbeiten im Thema ungarndeutsche Literatur Mitglieder des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) eingeladen. Dank gebührt den Lehrerinnen und Lehrern der Schule, u. a. Alfred Manz, Paula Paplauer, Christian Enders, Brigitte Straub und Theresia Ruff, die ihre Gruppen wunderbar vorbereitet haben. Das war ein einschneidendes Erlebnis für die Schreibenden selbst. Denn sie bekommen ja selten Rückmeldungen und bei solchen Treffen ist auch festzustellen, welcher Text für diese Generation zutreffend ist, anspricht, und welcher weniger.
Außer Lesungen im Ausland, welche wegen der Repräsentation im deutschsprachigen Raum einen enormen Stellenwert haben, ist es auch in erster Linie eine Aufgabe der ungarndeutschen Literatur, ihre „Pflichtleser” zu erreichen, und wenn eine Textstelle, eine Erinnerung in den Schülern hängenbleibt, dann war es schon der Sache wert. Beim Gespräch über die Generationsunterschiede wurde auch darauf hingewiesen, daß die Unterschiede im Stil ja auch bei der jüngsten Generation vorhanden sind. Eben diese Vielfältigkeit kann jedem Leser etwas Anziehendes bieten. Auch wenn die Wertorientierung und der Stil der Autoren und Lyriker entscheidend unterschiedlich sind, verbinden sie die Sprache und die Identität und verschaffen im vereinten Europa eine Sonderstellung. Im Falle der Literatur gibt es aber keine ethnischen Grenzen: Die Grenzen bestehen nur durch die Gegebenheiten der jeweiligen Sprache. Und die ungarndeutsche Literatur lebt noch in ihrer Sprache.

angie

NZ 17/2008

Angela Korb, Robert Becker, Christina Arnold werden von Alfred Manz vorgestellt