„Lied unterm Scheffel” Intellektuelle Lyrik à la Erika Áts
„Daß man von einer ungarndeutschen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg, nach all den Katastrophen und Schicksalsschlägen, Demütigungen und Benachteiligungen, denen die Ungarndeutschen jahrzehntelang im Ostbock, besonders auch in Ungarn, ausgesetzt waren, überhaupt noch sprechen kann, verdankt man nicht zuletzt der mutigen, gebildeten und vor allen Dingen sprachbegabten Erika Áts”, schrieb berechtigt Ingmar Brantsch zu der Grande Dame der ungarndeutschen Literaturszene. Ihr eigens zusammengestellter Lebenswerkband, „Lied unterm Scheffel” betitelt, bestehend aus durch ihren intellektuellen Ton angestimmten lyrischen Texte, Nachdichtungen bzw. Übersetzungen, erschien im vorigen Jahr in der Reihe „Literatur” des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler mit Unterstützung der Neuofner Deutschen Selbstverwaltung und der Deutschen Selbstverwaltung, Budapest. Am 17. Feber lud VUdAK zur Buchpräsentation des Áts-Bandes ins Budapester Haus der Ungarndeutschen vor der Kulisse der Gemeinschaftsausstellung der VUdAK-Künstlersektion ein. Die literaturwissenschaftliche Einleitung übernahm Universitätsdozent Dr. Gábor Kerekes (Germanistisches Institut der ELTE Budapest). Neben einer kurzen Einführung in Erika Áts’ Leben und Schaffen stellte er die einzelnen Kapitel „oder eben Zyklen, wie es dem Leser besser gefällt” – so der Referent, vor. Das Publikum bekam eine Kostprobe von den Gedichten, die einerseits die vielschichtigen Interpretationsmöglichkeiten veranschaulichten wie auch die Mehrdeutigkeit und die Tiefe der Lektüre darstellten. Man könne in dem Sinne von einem intellektuellen Áts-Ton sprechen, indem es die Lyrikerin auch schafft, innerhalb der Gattung Lyrik die Vielfalt der Textsorten und der Motivik aufzugreifen. Durch den amüsanten Vortragsstil Kerekes’ wurden sogar Laien für Literatur begeistert.
Im zweiten Teil der Buchpräsentation hat Schauspielerin Gabriella Hadzsikosztova ausgewählte Gedichte aus dem Band präsentiert. Ein Höhepunkt des Abends waren zwei Volksliedübersetzungen, welche von Hadzsikosztova gesungen wurden und das Publikum bezauberten.
Ein lobenswerter Band, welcher nicht nur durch die thematische Vielfalt der Dichterin allen Altersklassen zu empfehlen ist, sondern auch von Wortschatzkenntnis und kulturellem Wissen der Lyrikerin zeugt. Gábor Kerekes hob noch die Typographie, die Gestaltung des Buches hervor, für die Herausgeber Johann Schuth und Umbruchredakteur István Héra zeichnen.
A. K.
Durch seinen amüsanten Vortragsstil begeisterte Gábor Kerekes sogar Laien für Literatur
Schauspielerin Gabriella Hadzsikosztova präsentierte ausgewählte Gedichte aus dem Band
VUdAK-Mitglied Angela Korb sorgte für musikalische Untermalung
Fotos: Bajtai László