Ugrás a tartalomhoz

Lesung in der Miteinander-Reihe eröffnet Saison im HdU Ungarndeutsch-armenische Parallelen

Josef Michaelis und Piroska Krajcsír-Dzsotján boten in der aktuellen Miteinander-Reihe einen Einblick in die Literatur der Ungarndeutschen sowie der Armenier. Etliche Parallelen konnten in der von Krajcsír übersetzten Prosa und Michaelis’ Lyrik festgestellt werden: Flucht, Sprachverlust, Geborgenheit in der Heimat, Identität sind einige Themenschwerpunkte, die den Abend prägten. Barátság-Chefredakteurin Eva Mayer moderierte das gelungene literarische Programm. Zentrum-Direktorin Monika Ambach pries die Vielseitigkeit und Vielsprachigkeit der erfolgreichen Reihe.

Piroska Krajcsír ist von Anfang an Autorin der interethnischen Zeitschrift Barátság, die studierte Geisteswissenschaftlerin wohnt zur Zeit in Wudigess und ist durch ihre Literaturübersetzungen aus dem Armenischen weitläufig bekannt. Bis 1991 arbeitete sie in Jerewan am Institut für armenische Geschichte, anschließend fasste sie in Ungarn Fuß und stand lange Zeit der armenischen Minderheitenselbstverwaltung in Daurog vor. Eva Mayer betonte, dass es sich im Fall von Armenien um eine über dreitausendjährige Kultur handele, deren indoeuropäische Sprache einzigartig in dieser Sprachfamilie sei.

nlass zur Einladung der armenischen Minderheit biete auch das Gedenkjahr eines tragischen Ereignisses, des Völkermordes an den Armeniern im Jahr 1915. Auch in den von Piroska Krajcsír ins Ungarische übersetzten literarischen Prosatexten waren die Flucht, menschliche Schicksale und Tragödien ein zentrales Motiv. Wie u. a. auch in dem Roman „Nahapet“ von Hrajcsa Kocsar.
Josef Michaelis ist durch seinen Kindergedichtband „Zauberhut“ einer der populärsten ungarndeutschen Autoren. Nach „Sturmvolle Zeiten“ und „Treibsand“ kündigte Eva Mayer nun die Herausgabe eines in Vorbereitung stehenden Lebenswerkbandes an.

Zahlreiche Auszeichnungen preisen seine Tätigkeit. Dem gebürtigen Schomberger, der seit 1991 stellvertretender Direktor der Grundschule in Willand ist, stehen auch die Märchen und Erzählungen seines Branauer Umfelds sehr nahe. Das Bekenntnis zu seiner Identität in Anlehnung an Claus Klotz’ thematisierendes Gedicht „Mein Ungarndeutschtum“, Bildgedichte sowie Gedichte über Muttersprache, Ich- und Welt-Verhältnis und den Akt des literarischen Schreibens konnte das Publikum am 9. September in ungarischer und deutscher Sprache mitverfolgen. Michaelis` Texte wurden u. a. von Erika Áts meisterhaft ins Ungarische übertragen.
Neben der geistigen Nahrung warteten die beiden Hauptakteure des Abends auch mit einer kulinarischen Überraschung auf: bei einem Glas Willander Rotwein und einem wunderbaren armenischen Kuchen von Piroska Krajcsír plauderte man noch lange miteinander.

A. K.


Bei der deutsch-armenischen Lesung war auch die neue Leiterin Kultur der Deutschen Botschaft, Maria Altmann, anwesend. Zuvor machte sie einen Rundgang im Haus der Ungarndeutschen und lernte Vertreter der einzelnen Institutionen/Vereine kennen. Beim Gespräch stellte sich heraus, dass Frau Altmann aus Dossenheim kommt, der Partnerstadt von Schomberg, dem Heimatort des Dichters Josef Michaelis.
Foto: Bajtai László


Piroska Krajcsír, Eva Mayer und Josef Michaelis
Foto: Bajtai László

NZ 38/2015