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Lebendige Sprache – „Der Dialekt (über)lebt trotzdem!”

Dialektautoren und Dialektautorinnen, die zum I. Internationalen Dialektautorentreffen ins Burgenland gekommen waren, versammelten sich am 12. September im Haus der Volkskultur in Oberschützen. An zwei Nachmittagen hintereinander sind die Autoren – sechs aus österreichischen Bundesländern, einer aus Deutschland und eine aus Ungarn – in der Umgebung und auch selbst in Oberschützen in Schulen gegangen, wo jeder im Rahmen einer Werkstatt seine Mundart präsentieren, das Sprachbewußtsein der Schüler bestärken und selbst Schreibübungen mit interessierten Schulbesuchern unternehmen konnte.
Oberschützen selbst ist eine Schulgemeinde, neben 1000 Ortsansässigen sind es 2000 junge Leute, welche Unterrichtseinrichtungen hier besuchen. Es gibt eine Musikuniversität, Gymnasien, Volks- und Hauptschulen, Schülerheime. Für jemanden aus Ungarn war erstaunlich, welchen Stellenwert die Mundart bei österreichischen Schülern hat, daß sie während des Unterrichts – obwohl sie sagen, sie sprächen Standarddeutsch – in ihrer Muttersprache, also in ihrem Dialekt, antworten. Von einem Sprachverlust kann nicht die Rede sein.
Die Burgenländisch-Hianzische Gesellschaft (der Hianzenverein) organisierte in Zusammenarbeit mit den Österreichischen DialektautorInnen (ÖDA) die Lesung am 13. September im Haus der Volkskultur in Oberschützen. Acht Autoren und Autorinnen gestalteten das Abendprogramm, für musikalische Umrahmung sorgte Sepp Gmasz, Mitarbeiter von ORF Burgenland, mit alten und neuen Dialektliedern und seiner Drehleier. Faszinierend viele Möglichkeiten zur Verwendung der eigenen Mundart sind vorgestellt worden, sehr individuell folgten unterschiedliche Dialekte und Formen, von der rhythmisch-rapähnlichen Anwendung über Witzbearbeitungen bis hin zu Liebesgedichten und Geschichten. Von Alemannisch bis Hianzisch fühlte das Publikum mit, ihm gebührt auch Dank, denn durch seine Aufmerksamkeit gestaltete sich der Abend wunderbar.
Ich selbst hatte Vorurteile, was die Verwendung der Mundart betrifft. Wegen der Vielfalt habe ich damit Unverständlichkeit verbunden. Mund-Art jedoch kann die Chance der Erneuerung in sich tragen, man muß sie nur nutzen und vor allem erkennen können. Die Österreicher können Vorbilder für uns sein. Die österreichischen DialektautorInnen haben eine Zeitung „Morgenschtean”, wo außer literarischen Veröffentlichungen im Dialekt auch zusammenhängende Themen in der Standardsprache erscheinen. Ganz zu schweigen von den vielen Dialektbuchausgaben und CD-s, die es gibt. Echtschreibung zählt statt Rechtschreibung!
Die acht mitwirkende Autoren waren: El Awadalla (Burgenland/Wien), Vorsitzende der Österreichischen DialektautorInnen, Herausgeberin von Morgenschtean; Markus Bostl (Tirol/Niederösterreich), Bibel- und Liturgiereferent in der Diözese St. Pölten; Josef Graßmugg (Steiermark), Vorsitzender im „Europa-Literaturkreis Kapfenberg”, er wirkt auch im Redaktionsteam des Kulturmagazins „Reibeisen” mit; Markus Manfred Jung (Deutschland), er schreibt Gedichte, Geschichten, Theaterstücke und Hörspiele in alemannischer Mundart; Angela Korb (Ungarn), VUdAK-Mitglied; Wolfgang Kühn (Niederösterreich), Mitbegründer des Kulturfestivals „Literatur & Wein”, und des Unabhängigen Literaturhauses NÖ; Helga Pankratz (Niederösterreich/Wien), Generalsekretärin der Österreichischen DialektautorInnen, Schriftstellerin, Kabarettistin, Journalistin; Günther Tschif Windisch (Steiermark), Journalist, Dialektautor, Veranstaltungsmanager.
Es war eine gute Mischung, diese Aussage soll sich sowohl auf die Sprache beziehen als auch auf die Vielfalt und Stilmittel der literarischen Beiträge. „Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen schon längst nicht mehr”, das gebe ich im Namen der Jugend zu, aber es steht uns offen, ob wir diesen Schatz, unser sprachliches Erbe, nutzen und erneuernd aufgreifen, oder ob wir uns den Rücken kehren und alles dem Prozeß des Sprachverlusts überlassen. Ich tendiere zu Ersterem! „Der Dialekt (über)lebt trotzdem!”

angie

NZ 38/2007

Es lesen: Markus Manfred Jung, Markus Bostl, El Awadalla, Josef Graßmugg

Helga Pankratz, Wolfgang Kühn, Angela Korb, Günther Tschif Windisch