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Journalistin der Minderheiten

Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit. Da sammelt man Erfahrungen, Erlebnisse und Erinnerungen, die man an einem einzigen Abend unmöglich erzählen kann. Am 18. September gewährte aber die Journalistin Eva Mayer einen Einblick in ihr Leben. Anlass dazu gab ein rundes Jubiläum, nämlich dass sie seit 50 Jahren als Journalistin über die Minderheiten berichtet. Geladen hatte das Ungarndeutsche Kultur- und Informationszentrum zur Feier, welches seit Anfang September auch für die Programme am Haus der Ungarndeutschen verantwortlich ist. Und die Veranstaltung, die hervorragend gut besucht war, erwies sich als ein ausgezeichneter Auftakt.

Mit viel Humor und Witz beantwortete Eva Mayer die Fragen der Moderatorin Monika Ambach und erzählte, wie sie aus der ehemals schwäbischen, aber nach dem Zweiten Weltkrieg sehr gemischten Gemeinde Badesek/Bátaszék in die Hauptstadt kam. In Budapest lernte sie am Deutschen Nationalitätenklassenzug des József-Eötvös-Gymnasiums. In der Schule und im Wohnheim erwartete sie eine richtige Mischung der Nationalitäten, dort lernte sie auch einige ihrer späteren Kollegen kennen. Sie studierte anschließend Jura, wählte aber einen anderen Beruf und wurde Mitarbeiterin der Neuen Zeitung. 27 Jahre lang berichtete Eva Mayer in der NZ über die ungarndeutschen Ereignisse im Land und interviewte interessante Persönlichkeiten. Beim Erinnern stand ihr der ehemalige NZ-Chefredakteur Peter Leipold beiseite. Er erzählte, wie engagiert die Journalistin immer arbeitete und mit wie viel Empathie sie an die verschiedensten Themen heranging. Eva Mayer meinte dazu, dass es für einen Journalisten nichts Besseres gäbe, als bei einer Zeitschrift wie die Neue Zeitung zu beginnen, denn hier hätte man die Chance, alle Felder der Journalistik ausprobieren zu können. Die Journalistin bedankte sich bei ihrem Mann László Bajtai, der auch in der Arbeit ein wichtiger Partner sei, er begleitet sie nämlich überallhin und ist ihr persönlicher Fotoreporter.

Eva Mayer drehte in den ’90er Jahren auch Reportagen für die Sendung „Unser Bildschirm“ (MTV). Sie porträtierte ungarndeutsche Künstler. Sie erzählte wie neu und ungewohnt für sie dieses Gebiet gewesen wäre, und doch wie viel sie davon profitiert hätte, als sie z. B. den Kameramann bei der Arbeit beobachtete. 1994 gründete sie zusammen mit Mária Ember die Zeitschrift Barátság, welche die einzige Publikation des Landes ist, die über alle ungarländischen Minderheiten berichtet. Bei der Veranstaltung las Dr. Mária Berényi, Direktorin des Forschungszentrums der Rumänen in Ungarn und Dichterin aus ihren Werken vor und dankte Eva Mayer, dass in Barátság und auch in der Barátság-Anthologie Dichtern und Schriftstellern der Minderheiten eine Erscheinungsmöglichkeit geboten wird. „Man soll nie vergessen, woher man kommt“ ist das Motto der Journalistin und das hat sie sich während ihrer bisherigen Laufbahn immer vor Augen gehalten. Für Eva Mayer ist die Unterstützung und Vertretung der Minderheiten oberstes Gebot. Zwischen 1995 und 2011 war sie Mitglied, dann Vorsitzende der Budapester Deutschen Selbstverwaltung, war Mitglied der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen, sie ist Vorsitzende des Deutschen Kindergarten- und Schulvereins in Budapest und Geschäftsführerin der Neue-Zeitung-Stiftung – um nur einige ihrer Ämter aufzuzählen. Das anschließende Gespräch mit den Gästen wurde durch literarische und musikalische Beiträge von Angela Korb und Gábor Kaltenecker ergänzt.

Richárd Tircsi, der verantwortliche Abteilungsleiter für Nationalitätenkontakte überbrachte die Grüsse von Dr. Csaba Latorcai, dem stellvertretenden Staatssekretär im Ministerium für Humanressourcen. Peter Leipold überreichte Eva Mayer für ihre Verdienste den Ungarndeutschen Medienpreis. Die Journalistin betonte, es bedeute ihr enorm viel, dass ihre Journalistenkollegen sie mit dem Preis geehrt hätten. Sie waren auch zahlreich erschienen, um ihr zu gratulieren, aber auch viele von ihren ehemaligen Interviewpartnern waren anwesend. Die beeindruckenden fünf Jahrzehnte ihrer Karriere als Journalistin sind aber bei weitem noch keine runde und abgeschlossene Geschichte, denn Eva Mayer hat noch vieles zu erzählen und über viele Ereignisse zu berichten.
M. A.

NZ 39/2013


Peter Leipold überreichte den Ungarndeutschen Medienpreis an die Jubilarin Eva Mayer
Foto: Bajtai László