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Josef Michaelis – Tierkonzert

Alles Zauber, oder was?

 

Ein Zauberkünstler legt seinen Zauberhut auf den Tisch, zaubert daraus einen Regenbogen an den Himmel, und auf seinen Wink mit dem Zauberstab verzaubert ein zauberhaftes Tierkonzert das staunende Publikum.

Die Figura etymologica mit dem Wortstamm „zauber“ im obigen Satz ist kein Selbstzweck: Die Szene beschreibt im Zeitraffer den mehr als drei Jahrzehnte umfassenden Werdegang einer wahrhaft bezaubernden Gedichtsammlung, die sich vor allem an ungarndeutsche, aber auch an Deutsch lernende Kinder richtet. Der Zauberer mit dem Zylinder, der Maler des Regenbogens und der Dirigent des Tierkonzerts sind dabei ein und dieselbe Person: Josef Michaelis, der Verfasser dieses Bandes. In der vorliegenden erweiterten Zweitauflage des 2023 erstmals erschienen Buches „Tierkonzert“ präsentiert er neben den aus der Erstausgabe und den Vorgängerbänden „Zauberhut“ bzw. „Regenbogen“ bereits bekannten Gedichten auch neue Werke, die sich nahtlos in das schon länger bestehende Korpus einfügen. Der Zauberer versteht es, lesefreudige Kinder – aber durchaus auch Erwachsene wie den Verfasser dieser Zeilen – mit seiner Sprachkunst in eine Welt zu entführen, die es durch Kinderaugen zu entdecken gilt, um sie richtig zu begreifen und zu erleben. In dieser zeitlosen (ich würde gerne schreiben: und heilen) Welt agieren seine Figuren – Menschen, Tiere, Pflanzen und Gegenstände – in Situationen, die oft der Realität entnommen sind oder aber mit der nur der kindlichen Phantasie eigenen Selbstverständlichkeit des Märchenhaften als solche hingenommen werden können. Dank Michaelis’ exzellenter Beobachtungsgabe begegnen dem Leser in vielen Texten Details und Nuancen, die man in seinem Umfeld nur allzu leicht übersieht. Nicht zu übersehen sind dagegen die Naturverbundenheit des Dichters und seine Motivation zur Erziehung und Wissensvermittlung: Manches Gedicht würde sich anhand des verwendeten Wortschatzes nicht nur in Deutsch- oder Literaturstunden, sondern auch im Naturkundeunterricht als hilfreiche Lernvorlage behaupten. Damit schafft es der Autor, stille Wunder der Schöpfung selbst naturentfremdeten (Stadt)Kindern näherzubringen. In erster Linie geht es ihm jedoch darum, seine jungen Leser zu unterhalten, immer wieder zum Schmunzeln zu bringen und ihnen in eine farbenfrohe, unbeschwerte Gefühls- und Erlebniswelt Einblick zu gewähren, der – zumindest für unsere Generation ab 50 aufwärts – zweifelsohne auch ein Hauch von Nostalgie anhaftet.

Hierzu tragen István Damós kongeniale Illustrationen ganz gewiss ihren Teil bei.

Es ist also an der Zeit, liebe Kinder, Handy, Laptop & Co. mal beiseite zu legen und euch dem altbewährten Genuss des Lesens hinzugeben. Dass es sich lohnt, werdet ihr nach nur wenigen Seiten auch selber bestätigen können.