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Josef Bartl 1932 – 2013.

Ein leuchtendes Beispiel zeitgenössischer Kunst

Der am schönsten malende Künstler, Josef Bartl ist nach langem Leiden am 17. Juli in einem Budapester Krankenhaus gestorben.
„Ich freue mich, den Lebenswerkpreis bekommen zu haben, besonders freut es mich, dass der Preis durch meine Künstlerkollegen, von ausgewiesenen Meistern des Faches, verliehen wurde“, das sagte der stets bescheidene Josef Bartl, als er den Lebenswerkpreis zum Tag der Ungarischen Malerei im Oktober 2009 erhalten hat. Die Auszeichnung wird jährlich von zeitgenössischen Malern Künstlern zuerkannt, die bereits ein ganzes Lebenswerk vorzeigen können und dessen Niveau von besonderer Bedeutung ist.
Bartl, seit 1972 Mitglied der Künstlerkolonie Sankt Andrä/Szentendre, seit 1980 der Werkstatt-Galerie und Gründungsmitglied des Verbands Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK), war gebürtiger Schorokscharer, studierte von 1952 bis 1959 an der Hochschule für Ungarische Bildende Kunst in Budapest und war Schüler von Aurél Bernáth, Géza Fónyi und Gyula Pap. Er unternahm Studienreisen nach Deutschland, Polen, in die Sowjetunion, nach Frankreich und in die Tschechoslowakei.
Bartl nahm seit 1959 an Ausstellungen teil, außer mit Gemälden beschäftigte er sich auch mit Grafiken, Plastiken, Gobelins und Glaskompositionen. Seine Gemälde aus den 1960er Jahren sind lyrische Landschafts- und Städtebilder, Stillleben, Lebensbilder, Porträts. In seinen farbenreichen, strikten Kompositionen verewigte er Gegenstände, Erinnerungen aus seinem Heimatort. In seiner Malerei gab es ab 1972, beim Umzug nach Sankt-Andrä, einen Wandel. Aus den volkstümlichen Gegenständen hob er Motive heraus (Herz, Tulpe, Kreuz, Kreis usw.) und verwendete stilisierte volkstümliche Motive, geometrische Formen. Seine Werke der 70er und 80er Jahre zeigen die dominierende weiße Farbe auf, die für Bartl typischen Motive erscheinen – die Bildfläche füllend – in rhythmischen Reihen in reichen Variationen. Seine Malerei wurde ab den 1990er Jahren düster, seine Werke aus dieser Zeit sind großformatige Gemälde in dunklen Farben. Die dunkle Fläche wird nur durch einige Motive aufgelockert und durchbrochen.
„Die Malerei von Josef Bartl ist eine besondere künstlerische Leistung. Wenn ich sie von der Seite der Tradition aus betrachte, so erscheint sie mir überraschend neuartig, als ginge sie auf ganz anderen Wegen als die vorgezeichneten. Wenn ich sie aber aus der Sicht des Modernismus prüfe, entdecke ich augenblicklich ihre organische Beziehung zur Tradition. Die Figurativität, die Abbildung hatte er längst verlassen, obwohl sowohl sein formales Rüstzeug als auch sein Farbgefühl sozusagen in diese Richtung prädestinieren. Seine Neigung zur Abstraktion zieht ihn zu einer Art Geometrie, welche aber par excellence nie zur richtigen Geometrie wurde, wie die Konstruktivisten und die Neugeometriker es erwarten würden. Stattdessen gestaltete er eindeutig ein persönliches, nur für ihn charakteristisches Zeichensystem, in dem die Zeichen sich zwar in einer universellen, weiter scheinenden Semantik bewegen, ihr Gebrauch aber bei weitem nicht nur als Zeichen-Meldung in den Vordergrund tritt.“ Dies meinte László Fábián bei einer der zahlreichen Ausstellungen im Budapester Haus der Ungarndeutschen, wo sich Bartl sich stets wohl fühlte und gern ausstellte.
Das Lebenswerk des am 5. September 1932 im größten ungarndeutschen Marktflecken – auch „Hauptstadt der Trompeten“ genannt –, in Schorokschar/Soroksár (heute XXIII. Bezirk der ungarischen Hauptstadt), geborenen ungarndeutschen bildenden Künstlers repräsentiert in besonderer Weise die Verbundenheit mit den kulturellen Werten seines engeren Heimatortes. Er hat diese Werte in seine Kunst aufgenommen und auf seine eigene Art weiterverarbeitet. In der Galerie ‘13 in seinem Heimatort Schorokschar fühlte er sich besonders wohl. Ein Beispiel für die Verbundenheit mit dem Heimatort ist das 1998 entstandene Bilderbuch von Schorokschar. Kunstkritiker Tibor Wehner stellt im Vorwort des Bilderbuches fest: „Hatte der Künstler bislang Motive der Volkskunst und abstrakte Zeichen zu zeitgemäßen Kompositionen synthetisiert, geometrisch-abstrakte Bilder gemalt, so kehrte er jetzt unerwartet zum traditionellen Ausdruck, zur Darstellung zurück. Mit dieser Geste präsentiert Josef Bartl die Vergangenheit einer einst selbständigen, im Erscheinungsbild souveränen Siedlung, die in unseren Tagen zum Randgebiet einer Weltstadt geschmolzen ist: Er ruft ihre charakteristischen Züge in Erinnerung, bringt ihre einstigen Werte und Schönheiten in Erinnerung, er rettet sie herüber und vererbt sie für Gegenwart und Nachwelt.“ Und wie eine Bartl-Ausstellung ohne Bilder mit Trompete nicht vorstellbar war, waren auch die Vernissagen ohne Trompetenmusik vom Musikerfreund Franz Geiger nicht echt Bartlsch. Bei seiner Arbeit in seinem Atelier ließ er sich ständig von zünftiger Blasmusik inspirieren.
Kunstkritiker László Fábián meint zum Lebenswerk von Josef Bartl: „… Josef Bartl ist … Zeichenforscher und Zeichenformer, oder: Vermittler, einer der authentischsten Vertreter unserer avisierten Sache, der von der eben als übermenschlich genannten Aufgabe so viel auf sich genommen hat, wie sein malerisches Talent zuläßt, und – er hat uns schon mehrmals davon überzeugt – sein Talent reicht ziemlich weit; er breitet vor uns immer neue und neuere Zeichen aus, wohl auch von früher bekannte in einer bisher weniger erschlossenen Umgebung, wie man zu sagen pflegt: in anderem Kontext; wir haben also nichts anderes zu tun, als zu lesen, zu schauen, zu lesen.“
2001 stellte Josef Bartl im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem XI. Budapester Bezirk – wo er sein Atelier hatte – und Bad Cannstatt über die Galerie Kunsthöfle im Rathaus von Bad Cannstatt aus, die Ausstellung wurde Anfang 2002 im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart und anschließend im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm gezeigt. Bei dieser großangelegten Schau in Ulm verglich Kunstprofessor István Haász den Künstler mit der Donau, er sei weise, erneuere sich ständig, bleibe aber dennoch stetig wie der Fluss.
Bartls Schaffen verbindet – wie die Donau – Menschen, Völker, Kulturen miteinander.
Seine Werke sind in mehreren öffentlichen und Privatsammlungen anzutreffen, zahlreiche Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen können mit seinem Namen verbunden werden.
1981 wurde ihm der Preis der Maler-Triennale in Szolnok verliehen, 1995 wurde er mit dem Munkácsy-Preis geehrt. Er bekam zweimal das Goldene Verdienstkreuz der Republik Ungarn, wurde Ehrenbürger von Schorokschar und erhielt den Hauptpreis des Donauschwäbischen Kulturpreises des Landes Baden-Württemberg.

Josef Bartl wird am 2. August um 14.15 Uhr auf dem Friedhof von Pestszenterzsébet (Budapest XX., Temető sor) zu Grabe getragen. Die Trauermesse findet anschließend um 18 Uhr in der Kirche von Schorokschar statt.


Foto: Bajtai László