„Immer das machen zu können, was ich möchte…” Gespräch mit Anton Dechandt
20.11.2006
Anton Dechandt, freischaffender bildender Künstler aus Nadasch, wurde 1959 geboren und ist seit seinem 20. Lebensjahr mit Leib und Seele Künstler. Eine Ausstellung mit seinen Werken wurde am 17. November im Fünfkirchner Lenau-Haus eröffnet und ist bis zum 31. Januar zu besichtigen. Bei der Vernissage sprach Professor Tamás Aknai (auf dem Foto stehend mit Anton Dechandt). Es gab eine musikalische Umrahmung und dann wurde über die Exponate gesprochen. Weil Dechandt seine meisten Werke zur Zeit in Deutschland bei Ausstellungen hat, sind hier nur welche aus dem Jahre 2000 zu sehen, dann ein Zyklus von 2002 und ganz frische Bilder von gestern. Christina Arnold sprach nach der Vernissage mit dem Künstler.
Ist es etwas Besonderes, im Fünfkirchner Lenau-Haus auszustellen?
A. D.: Es ist eigentlich kein frequentierter Ausstellungsplatz, aber ich stelle gerne hier aus, weil ich ein Ungarndeutscher bin, und es war schön, mit Leuten zusammenzusein, die auch von meiner Art sind.
Was bedeutet es für Sie, Ungarndeutscher zu sein?
A. D.: Irgendwie erbt man das von den Eltern, es wird mit vielen Dingen übernommen. Vieles ist schon vergessen, aber eigentlich ist das wichtig.
Auch für die Kunst?
A. D.: Ja, auch für die Kunst. Es ist ein bißchen kompliziert bei uns, weil wir in dieser Kunst eine Sprache benutzen, die international ist, sie ist überall auf der Welt dieselbe, die visuelle Sprache meine ich. Nicht so wie bei der Literatur, da hat die Sprache eine andere Aufgabe. Die Aussage muß durch die Exponate rüberkommen, auch die ungarndeutsche Aussage.
Ist es leichter als Minderheitenkünstler oder wäre es einfacher, ein Magyare zu sein?
A. D.: Ich spüre keinen Unterschied. Wenn man ein guter Künstler ist, kann man als Ungarndeutscher auch gute Möglichkeiten finden, um auszustellen oder um berühmt zu werden. Ich habe als Ungarndeutscher gute Möglichkeiten.
Sie haben neulich Ausstellungen im Ausland gehabt.
A. D.: Die erste Ausstellung war im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart, ich habe dort eine gute Kritik bekommen. Von Stuttgart sind die Exponate ins Haus des Deutschen Ostens in München gekommen.
Ist es anders, im Ausland auszustellen als in Ungarn?
A. D.: Es ist interessant für mich, denn so oft zeigt man seine Werke nicht im Ausland. Es ist immer spannend, die Meinungen der Leute zu hören. Die Meinungen der Ungarn kenne ich schon besser.
Wird man da als Ungarndeutscher angesehen oder einfach als Ungar?
A. D.: Die Herkunft wird schon angesprochen, es kommt öfters vor, daß man darüber redet, daß man Ungarndeutscher ist.
Woran arbeiten Sie jetzt gerade?
A. D.: Jetzt arbeite ich mit Steinen. Es ist ein ganz anderes Material als Holz, das finde ich jetzt sehr interessant, ich habe sie in der Umgebung von Nadasch gefunden. Ich arbeite fossile Motive in die Steine.
Was ist Ihr größtes Ziel?
A. D.: Mein Traum ist es, immer das machen zu können, was ich möchte und daß ich immer die Möglichkeit dazu bekomme, meine Meinungen und Gedanken darzustellen in meiner Arbeit. Das ist der schönste Traum, den ein Künstler haben kann.
Kann man davon leben, oder ist das vielleicht eine heikle Frage?
A. D.: Sehr schwer, manchmal kann man ein bißchen davon leben, es ist sehr unsicher. Der nächste Schritt ist meistens nicht geplant, sondern es wird schon irgend etwas kommen. Ich manage mich nicht, ich mache nur Kunst.
Erhoffen Sie sich Unterstützung vom Staat oder vom Heimatort?
A. D.: Nein, ich erwarte das nicht mehr, der Staat hat zur Zeit viel größere Probleme, man muß selber für sich sorgen. Als ich jung war, habe ich noch was vom Dorf erhofft, aber jetzt nicht mehr. Ich bekomme vom Dorf keine Unterstützung, keine Anerkennung und auch keine Ausstellungsmöglichkeit. Der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) hat mir gute Möglichkeiten geboten und geholfen, Kontakte herzustellen. Ich habe da hervorragende Kollegen kennengelernt.
Tamás Aknai und Anton Dechandt