Ugrás a tartalomhoz

Heimattage in Temeswar

Nostalgie ohne Wehmut

„Die Geschichte geht weiter, nur wir sind gegangen“ – auch das klang in den vielen Festreden beim Treffen der Banater Schwaben in Temeswar mit. Über 150 Gäste aus Deutschland, einst alle Einwohner der Gegend um Temeswar, reisten zum Aufmarsch der Traditionen aus Deutschland an. Auch sie wollten zeigen, dass Traditionspflege in Deutschland noch großgeschrieben wird, sie wollen ihre Wurzeln nicht vergessen, und besuchen deshalb jedes zweite Jahr zusammen die alte Heimat.

Eine junge Gruppe ist das, mit vielen Teenagern und jungen Familien, sie tanzen und präsentieren ihre Trachten sehr gerne und genießen die Blasmusik, wie einst wohl ihre Ahnen. „Treu zur Tradition, zuversichtlich in die Zukunft“ lautete das Motto der 11. Heimattage vom 22. – 26. Mai, welche die Gäste mit zahlreichen Festprogrammen unterhielten. Gedacht wurde auch dem hochverehrten banatschwäbischen Schriftsteller Adam Müller Guttenbrunn, der unweit von Temeswar in Guttenbrunn geboren wurde. Man konnte sein Schaffen im neuen Museum kennenlernen, aber auch eines seiner Mundarttheaterstücke genießen.

Deutschsprachige Literatur gibt es auch jetzt im Banat, in der Gesellschaft „Stafette“ versammeln sich die meist jungen Autoren, die in deutscher Sprache schreiben und veröffentlichen. Ihre Werke konnten die Zuschauer, Zuhörer auch bei einer Lesung kennenlernen, und zwar zusammen mit ungarndeutschen Geschichten und Gedichten, denn die Stafette pflegt schon seit 20 Jahren gute Kontakte zum VUdAK, dem Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler. Die gemeinsame Lesung zeichnete Radio Temeswar auf, genau wie schon vor zehn Jahren. Diesmal erscheint aber nicht nur eine CD, wie damals, sondern auch eine DVD und ein Buch mit den Texten, welches dann an deutsche Schulen in Rumänien und Ungarn verteilt werden soll. Mitorganisator der Festtage war das Funkforum, der deutschsprachige Medienverein, der eine Plattform im Internet bietet, wo Medienvertreter aus Rumänien, Ungarn, Serbien und Kroatien über ihre deutsche Minderheit berichten können.

So gut die Stimmung auch war, ab und zu sah man doch grübelnde Menschen, denn in diesen Ortschaften, die besucht wurden, blieben keine Schwaben, in Guttenbrunn soll eine einzige Schwäbin wohnen – früher war das ein rein deutsches Dorf, und zwar bis vor 30 Jahren. Zuversicht, dieses Wort wurde öfters wiederholt, doch es ist schwer, wenn sogar heute noch Schwaben auswandern. Die guten einsprachigen deutschen Schulen werden überwiegend von Rumänen genutzt, wobei es immer schwerer wird, Pädagogen zu finden für die deutschen Abteilungen, denn auch unter den Fachkräften ist die Abwanderung groß. Immerhin haben die Deutschen in Rumänien mehrere Radiosendungen in deutscher Sprache, mehrere Zeitungsredaktionen, und sehr viel mehr Mitarbeiter als die ungarndeutschen Medien, obwohl das Deutschtum in Rumänien laut der jüngsten Volkszählung nicht mal auf 40.000 Leute kommt.
Chr. A.

NZ 22/2013


Robert Becker (am Mikrophon), Stefan Valentin und Christina Arnold vertraten die ungarndeutsche Literatur bei der gemeinsamen Lesung mit der Stafette am 23. Mai im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar.
Foto: I. F.