Ugrás a tartalomhoz

Heimat als Motiv in der ungarndeutschen Literatur

Das Gedicht, das ich zuerst analysieren möchte, ist „Ungarn ist mein Vaterland“ von Josef Mikonya.
Er wurde in Tarian/Tarján als Sohn eines Landarbeiterehepaares geboren. Nach der Grundschule erlernte er den Beruf des Schießmeisters und arbeitete 22 Jahre lang in Tatabánya, in der Grube. Trotzdem vertragen die sich alle – „Ungarn und Slawen, Rumänen und Schwaben“. Das bedeutet, sie leben und arbeiten friedlich und brüderlich zusammen in ihrer Heimat.

Der Dichter fordert seine Landsleute auf: „Selbstbewusst sei du als Schwabe!“ Er stellt fest, dass die Ungarndeutschen obwohl sie früher wegen Herkunft und Namen verspottet wurden, heute schon ihre Rechte haben.
Seine Hoffnungen schildert die Zeile „Es ist vorbei, kommt nie mehr“. Heute ist die Gleichberechtigung der Menschen auch schon in der ungarischen Verfassung verankert. Mikonya denkt also optimistisch an die Zukunft der Schwaben und ist fest davon überzeugt, dass sich in Ungarn die grausame Geschichte der Nachkriegszeit nie wiederholen darf. Mikonya appelliert: wer arbeitet, wird geachtet, deshalb soll man der Heimat immer treu sein und treu bleiben.

In der ersten Strophe stellt der Dichter fest, dass Ungarn sein Vaterland ist. In der letzten Strophe wird aus „mein Vaterland“ „unser Vaterland“. Er lobt sein heißgeliebtes Ungarnland, denn obwohl das Land nicht groß ist, ist es trotzdem „reich an Geist“. Sein Optimismus wird auch in der letzten Zeile sichtbar. Ein Satz, der jeden dazu auffordert, etwas zur Entwicklung der Heimat beizutragen: „Mußt auch dazu was geben!“

Mikonyas Bekenntnis hat mich sehr berührt, denn trotz seiner traurigen Lebensgeschichte ermuntert er die Schwaben des Landes (und ich denke auch die anderen Nationalitäten) zur weiteren Arbeit und Heimatliebe.
Eine sehr schöne Landschaftsbeschreibung ist sein zweites Gedicht, das ich für meine Arbeit gewählt habe: „Das Land, wo meine Wiege stand“. Mikonya schildert sehr naturgetreu und bildhaft die Natur und die Umgebung, wo er geboren wurde und wo seine Wiege stand. Die Natur erscheint in diesem vierstrophigen Gedicht als wäre sie eine Person, die die Geschichte des Landes und der Menschen gesehen und überlebt hat. Die Heimatliebe von Mikonya erscheint in seinen zahlreichen Gedichten, in dieser Schilderung wird aber der Kreis enger: Liebe zur engeren Heimat, also zum Heimatdorf. Man kann sich ganz leicht vorstellen, wo sich das kleine Dorf befand: „Im Tal, umarmt von Bergen“. Er kann sein kleines Dorf nicht vergessen, denn dort fand er sein Glück, seine Liebe und dort lag er auch in der Wiege. In den ersten drei Strophen wiederholt sich der Refrain (in den letzten zwei Zeilen):
„das Land, wo meine Wiege stand,
vergess ich deshalb nicht.“
Durch diese Wiederholungen und durch die Personifizierung (Berge sind Augenzeugen) wird die Wichtigkeit seiner engeren Heimat hervorgehoben und betont.

Man könnte eine einfache Frage stellen: Warum liebt Mikonya, der Dichter, „das Land“ also im Grunde genommen sein Heimatdorf? Die Antworten finden wir in den Achtzeilern der vier Strophen. Er erinnert sich gern an seine Kindheit und an seine Kinderträume. Ich denke, wenn diese Träume ihn auf seinem Wege als Licht begleiten, dann sind sie immer noch lebendig, und wenn sie auch nicht in Erfüllung gingen, blieben sie dem Dichter lieb. In der dritten Strophe erscheint seine enge Beziehung, sein enges Verhältnis zu seinem Vaterland. Diese Naturbeschreibung, das Heimatdorf im Tal „umarmt von Bergen“ verknüpft das Land des Dorfes und Mikonyas Heimatland Ungarn. „Dir bleib ich treu zu jeder Zeit“. Diese Zeile klingt so als wäre sie ein Schwur. Der Dichter schwört Treue zum Vaterland und zwar für immer.
Sowohl Schicksal als auch die Ferne können diese Liebe nicht zerreißen und zerstören. Josef Mikonya sehnt sich immer nach seiner Heimat, nach seinem Heimatland, nach seinem Heimatort. Sie scheinen unzertrennlich zu sein.

Vom Tod spricht der Dichter auch nicht traurig, denn er scheint sich auf den Tod vorbereitet zu haben. Die letzten zwei Zeilen drücken seinen letzten Willen aus: „Die Erd’, wo meine Wiege stand, soll aufnehmen meinen Schrein!“
Das dritte Gedicht ist vom ungarndeutschen Dichter Georg Fath, „Glocke der Heimat“.
Das Werk wurde 1952 geschrieben, sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Gedicht besteht aus vier Strophen, die einzelnen Strophen sind vierzeilig. Die Stimmung des Gedichtes ist melancholisch geprägt. Die Reime sind Kreuzreime: a b a b: „Tagesgrauen“
„Wiesental“
„alle Gauen“
„muntren Schall“

Der Dichter schrieb dieses Gedicht nicht in seiner Mundart. (Irgendwo in der Fremde, 1952. ) – steht unter dem Gedicht.
Der Gebrauch des ungarndeutschen Dialekts hätte vielleicht die Zahl seiner Leser verringert. Mit der Verwendung der Hochsprache erreichte er aber bestimmt mehr Leser. Durch die Schlüsselwörter in den einzelnen Strophen entsteht der Leitfaden des Gedichtes.
Erste Strophe Sonnenaufgang, Morgenröte: Tagesgrauen…frischen, muntren Schall.
In der zweiten Strophe „die Sonn‘ emporgestiegen…nicht verstummt…trauten Schall“.
In der dritten Strophe Sonnenuntergang „abends all ermüden…kehr zum Frieden…süßen Schall“.
In der vierten Strophe „das Schicksal… mich vertrieben…treu verblieben…milden süßen Schall“.
Die Glocke der Heimat bedeutet also bei dem Dichter im engeren Sinne die Heimat selbst. Die Glocke, der Schall der Glocke, „begleitete“ die Menschen von früh bis spät, das Leben der Bauern richtete sich nach dem Klang der Kirchenglocke. Diesen Klang hörte man überall in Dorf. Er ist ein Begleiter des Menschenlebens, von der Taufe bis zum Tod hören und deuten die Menschen die Sprache der Glocke.
Die Menschen auf dem Lande verstanden die Sprache der Glocke: Sie läutet und ruft zur heiligen Messe, sie läutet zu Mittag und bei Feuer schlägt sie Alarm. Eine Glocke begleitet die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Darauf bezieht sich auch Georg Faths Gedicht. Heimat und Glocke sind eng verbunden bei ihm.

Die Zeit veränderte seine Erinnerungen an seine Jugendjahre, aber der Klang der Glocke blieb ihm fest in Gedächtnis. Man passte sich bei der Arbeit dem Schall der Glocke an.
Morgens, als man in der Arbeit angefangen hat, klang die Glocke „mit deinem frischen muntren Schall“.
Tagsüber: „die Sonn’… lacht freundlich… mit dem trauten Schall.“
Abends, als man schon ermüdet war, hörte man wieder die Glocke: „mit deinem milden süßen Schall“.
In der vierten Strophe beschreibt der Autor sein Heimweh, „das Schicksal hat mich weit vertrieben“, also will er noch einmal den „milden süßen Schall“ der Dorfglocke hören. Der Dichter schrieb, dass er der Glocke treu geblieben ist, aber natürlich symbolisiert hier die Glocke eigentlich seine Heimat: Ungarn.

Seine Stilmittel sind: Wiederholung von Wörtern und Zeilen (4. Zeilen), bildhafte Schilderung der Natur und der Landschaft. Dadurch fühlen wir die Atmosphäre und selbst seine wahre Heimatliebe. Er sehnt sich nach der Glocke des Dorfes, also nach seiner Heimat. Die Sprache des Gedichtes ist einfach, man könnte sogar das Wort volksliedartig verwenden, als Volkslied könnte man es sogar vertonen.
„Mehrere seiner Gedichte wurden von ungarndeutschen Musikschaffenden vertont.“ (Anthologie „Jahresringe“)

Das Gedicht „Mein Heimatdorf“ ist die nächste, die ich analysieren möchte. Das Gedicht wurde von Claus Klotz im Jahre 1981 in Budapest geschrieben. Das Auffallendste und Interessanteste ist an dem Gedicht, dass man keine Schriftzeichen findet. Der Dichter überrascht den Leser auch dadurch, dass er keine Verben im Gedicht verwendet und dass die Substantive mit kleinem Anfangsbuchstaben erscheinen. In vier Strophen charakterisiert er sein Heimatdorf, Sankt Iwan bei Ofen/Pilisszentiván, wo er als kleines Kind gelebt hat und wohin ihn noch viele Emotionen binden. Die Stimmung des Gedichtes ist ruhig, melancholisch und pessimistisch. Claus Klotz benutzt zwar eine einfache Sprache, aber weil die Schriftzeichen fehlen, kann man die Zeilen mehrfach deuten. Das gibt dem Gedicht den eigentlichen, geheimnisvollen Reiz. Es scheint, als ob man nur Schlüsselwörter hätte, die der Dichter noch mit Verben ergänzen wird. Bedeutungstragende Wirkung haben hauptsächlich die Verben, mit ihrer Hilfe erfährt man, was in einer Geschichte oder in einem Gedicht passiert, auf diese Hilfe muss man aber hier verzichten. In diesem Falle muss sich aber der Leser auf seine eigene Phantasie stützen, selbst die Kommas oder Punkte setzen, und er muss auch über die Betonung der Wörter nachdenken. Wenn man das Gedicht öfter durchliest, versteht man diese ungewöhnliche Art von Charakterisierung. Ich finde es spannend, wie man ein scheinbar kurzes Gedicht auf verschiedene Weise interpretieren kann. Meiner Interpretation nach gibt es in dem Gedicht drei Abschnitte. Der erste Abschnitt ist 1 – 10, der zweite 11 – 5 und der dritte 15 – 20 Zeilen.

In den Zeilen eins bis fünf charakterisiert er kurz die Umgebung seines Heimatdorfes, den Dorfrand im Winter. Die ersten zwei Zeilen enthalten einen Gegensatz:
„flocken weiß
bitterheiß“
Man kann nur vermuten, dass der Dichter hier ein Bild aus dem harten Leben der Bergleute einblitzen lässt. Die Tannenbäume erinnern ihn auch an die Berge, die immer noch sein kleines Heimatdorf umringen. In der zweiten Strophe kommt man als Leser langsam in das kleine Dörflein rein.
„straßen rein / fensterlein / häuschen / ohne mäuschen / menschenlos“ – diese Beschreibung könnte auch zwei sogenannte Fotos sein, man sieht die engen, aber reinen Straßen, kleine Häuschen mit kleinen Fensterlein. Wenn man überlegt, dann versteht man, dass „ohne mäuschen“ die Häuschen und auch die Einwohner sehr armselig waren.
Das Wort „menschenlos“ deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass im Dorf des Dichters nur wenige Menschen leben, also leblos steht vor uns ein kleines Dorf. Es könnte aber auch sein, dass dieses menschenlose Häuschen sein Geburtshaus ist und seine Leere Melancholie beim Dichter auslöste.
Im zweiten Abschnitt erscheint seine Muttersprache, die eigentlich schon eine „fremde sprach“ wurde und die den Dichter mit seiner Kindheit noch immer eng verbindet. Das Wort „wattezucker“ ist eine Anspielung auf seine Kindheit.
In den letzten drei Zeilen im dritten Abschnitt beschreibt der Dichter wieder mit bildhaften Worten die Umgebung seines Dorfes:
„weinberge
herberge“
Ich meine, er denkt dabei an jene Weinberge, wo die Winzer sehr hart gearbeitet haben, aber wo sie sich zu Hause fühlten. Alles schien in dieser Gegend aber „stumm“ zu sein. Hier erscheinen keine Figuren, also sind diese einstigen Weinberge auch verlassen und sind keine Herberge mehr.
Die letzte Zeile „übermorgen dahin“ weist vielleicht darauf hin, dass der Dichter sein Heimatdorf besuchen möchte, oder aber bedeutet, dass er für sein Heimatdorf keine Zukunft sieht.
Ich bin überzeugt, dass der Dichter sein Heimatdorf sehr liebt und sogar vermisst. Die Heimatliebe drückt er durch die knappe Schilderung zum Heimatdorf aus.

Das Gedicht „Unsere Fahne“ von Josef Michaelis ist ein kurzes Bildergedicht und spricht trotzdem deutlich von der Heimatliebe des ungarndeutschen Dichters. Die Form des Bildergedichtes zeigt eigentlich eine Flagge sowie die Stange dieser Flagge. Je zwei Zeilen sind den Nationalfarben gewidmet. Das ganze Gedicht ist ein großer Vergleich oder eine Beschreibung. Wenn man das Gedicht analysieren möchte, könnte man es einfach zitieren, denn die Reime sind so einfach und die Zeilen so kurz wie in einem Volkslied. Die Reime sind Kreuzreime und die Sprache ist klar und einfach. Der Dichter vergleicht die ungarische Fahne in der ersten, dritten, fünften Zeile mit den edelsten Worten, die viel mehr symbolisieren als die eigentliche Bedeutung:
„Schönheit
Weisheit
Freiheit“
Meiner Meinung nach charakterisieren diese drei Substantive in der Gedankenwelt des Dichters nicht nur die ungarische Fahne, sondern auch das Land und auch seine Einwohner.
Die zweite, vierte und sechste Zeile enthält Vergleiche, die mit der Natur verbunden sind:
„rot wie Rose
weiß wie Nelke
grün wie Knospe“
Diese Vergleiche sind sehr malerisch, man kann sich schnell diese Fahne vorstellen, denn Rose, Nelke, Knospe kennen schon die kleinen Kinder. Die Farben der Fahne werden immer wiederholt, also zweimal die Wörter rot, zweimal weiß, zweimal grün und durch die Wiederholungen werden diese Farben auch betont. Wenn man nur das erste Wort jeder Zeile liest, dann ergeben die Wörter „rot, weiß, grün“ die Farbe unserer Fahne. Wenn man nur die letzten Wörter jeder Zeile liest, sieht man eine Charakterisierung unserer Fahne bzw. unseres Landes.
„Schönheit – Rose
Weisheit – Nelke
Freiheit – Knospe“
Mit dem Possessivpronomen „unsere“ im Titel des Gedichtes und der letzten Zeile des Gedichtes beweist der Dichter seine Verbundenheit mit Ungarn, das bedeutet auch, dass er sich als Ungarndeutscher in diesem Land wohl fühlt, dieses Land liebt. Das Gedicht entstand im Jahre 1977 in seinem Geburtsort Schomberg. Damals war der Dichter Josef Michaelis 22 Jahre alt und auch mit diesem Alter könnte man das Spielerische dieses Gedichtes erklären. Das Gedicht gefällt mir wegen seiner Einfachheit in der Form und wegen der bildhaften Darstellung des Inhaltes.

Schlussfolgerung

Ich habe in fünf Gedichten das Heimatgefühl der ungarndeutschen Autoren untersucht und analysiert. Meine Gedichtanalysen spiegeln meine Auffassung wider und beschreiben meine Gedanken und Gefühle, denn ich bin ja kein Literaturwissenschaftler. Meiner Meinung nach ist aber sehr wichtig, dass man Gedichte selbstständig bearbeiten bzw. deuten kann. Ich glaube es wäre auch nützlich, wenn jugendliche und erwachsene Leser der ungarndeutschen Literatur ausführliche Gedichtanalysen lesen könnten. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese sogenannten Stützen echt hilfreich wären. Die oben behandelten Gedichte haben mir sehr gefallen, weil ich auch ihren historischen Hintergrund kenne. Bei einem literarischen Werk sind also sowohl die persönlichen Erlebnisse des Dichters als auch die geschichtlichen Hintergründe von großer Bedeutung. Heimatgefühl, Heimatliebe und Identität sind Begriffe, die heutzutage leider nicht oft gebraucht werden. Oder aber benutzt man sie für eigene, meistens politische Zwecke. Ich glaube, Heimatliebe muss gelernt werden, und zwar mit Hilfe der Literatur, Kunst und Musik. Man sollte auch dann eine Liebe zur Heimat empfinden, wenn man friedlich und ohne Not im Land lebt. Ich betone aber weiterhin: Heimatliebe muss gelernt werden!

Kossuth schrieb am 22. Februar 1880 in einem Brief an den Preßburger Verlagsbuchhändler Karl Stampfel unter anderem:
„…während Völker einer selben Nationalität in verschiedene Nationalitäten geteilt sein können, ist die Verschiedenheit der Sprache nicht ein Hindernis der Nationaleinheit.“
Und ich denke, die Verschiedenheit der Sprache der einzelnen Nationalitäten ist auch kein Hindernis der Heimatliebe.

NZ 19-21/2013