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„Gestern – Heute – Morgen“ – zweite Station

25 Jahre VUdAK in Berlin gefeiert

Die gravierende Rolle der Ungarndeutschen mit Blick auf die ungarische Gesellschaft sowie den Beitrag des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) betonte Gastgeber Dr. Péter Györkös, Botschafter von Ungarn, bei der Vernissage der Ausstellung „Gestern – Heute – Morgen“ in Berlin. Die Galerie der ungarischen Botschaft bot sich auch früher als ausgezeichneter Ausstellungsraum für die Werke ungarndeutscher Künstler an. Ab dem 28. April ist nun das Material der Jubiläums-Gemeinschaftsausstellung im Bau Unter den Linden am Brandenburger Tor zu sehen.

Als leuchtendes Beispiel für den Identitätserhalt bezeichnete in seiner Rede Hartmut Koschyk MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, den Verband (wegen einer plötzlichen Erkrankung wurde die Rede von seiner Mitarbeiterin Frau Dr. Brauns vorgelesen). „Die Wanderausstellung ist ein großartiger Beitrag zu dem Brückenbau zwischen den Völkern in Europa. Sie schlägt einen Bogen von Ungarn über Deutschland nach Belgien und ermöglicht so das Kennenlernen der ungarndeutschen Kunst und Literatur für ein breites europäisches Publikum. Das Thema der Ausstellung ’Gestern-Heute-Morgen’ erfasst einen weiteren Aspekt, der auch in der Minderheitenpolitik von Bedeutung ist: Wir dürfen keinen dieser Zeiträume bei unserer Arbeit aus den Augen verlieren.“

Ungarn sowie seine sehr aktive deutsche Minderheit seien wichtige Partner, betonte Dr. Harald Roth, Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa. Die im März in Fünfkirchen gestartete Jubiläumsausstellungsreihe entstand in Kooperation mit dem Deutschen Kulturforum östliches Europa, das zur Vernissage in Berlin einen informativen Flyer beisteuerte.

Das Konzept der Ausstellung von Kurator Ákos Matzon, dem Vorsitzenden der VUdAK-Sektion für bildende Kunst, baut auf die Künstlergenerationen, neben der bestehenden Kontinuität werden auch Werke von neuen Mitgliederkandidaten in der Ausstellung gezeigt. Dies in einer Formen- und Gattungsvielfalt, vom Figurativen bis hin zum Konstruktivismus.

Eigene Erlebnisse, Atelierbesuche, Ausstellungen schwor in seiner Einführung in die Ausstellung Thomas Schulz, langjähriger Begleiter der VUdAK, herauf. „VUdAK als Verband positioniert sich immer neu“, formulierte er im Blick auf die vorgestellten Künstlergenerationen und wies auf die Prosa- und Lyrikbände sowie Kunstkataloge als handfeste Ergebnisse dieser Tätigkeit hin.

Johann Schuth, erster Vorsitzender von VUdAK, unterstrich in seiner Moderation die enge Zusammenarbeit der Literatur- und der Kunstsektion. Die Autorin Angela Korb, Vizevorsitzende von VUdAK, las Gedichte – auch von Gründungsmitglied Valeria Koch –, die Vernissagebesucher konnten Texttafeln mit ungarndeutscher Literatur lesen. Den musikalischen Rahmen boten Kevin Kerner (Posaune) und Saori Tomidokoro (Klavier).

A. K.

„Gestern – Heute – Morgen“ die Jubiläums-Gemeinschaftsausstellung von VUdAK ist bis 26. Mai in der Galerie der ungarischen Botschaft in Berlin (Unter den Linden 76) zu besichtigen. Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag von 10.00 – 16.00 Uhr, Freitag von 10.00 – 14.000 Uhr.

Ausstellende Künstler: Josef BARTL, Péter BERENTZ, Bernadett BRESZKOVICS, István DAMÓ, Antal DECHANDT, Julius FRÖMMEL, Jakob FORSTER, Ingo GLASS, László HAJDÚ, Erzsébet HORVÁTH, György JOVIÁN, Manfred KARSCH, József KLING, Gábor KOVÁCS-GOMBOS, Robert KÖNIG, Erzsébet LIEBER, Antal LUX, Ákos MATZON, Adam MISCH, Volker SCHWARZ, Csaba SZEGEDI, Géza SZILY, Zsuzsa TRIEB, János WAGNER

Grußwort von Hartmut Koschyk, MdB, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten:

Es ist für mich eine besondere Freude, heute anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Gestern – Heute – Morgen“ zum 25. Gründungsjubiläums des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler ein Grußwort übermitteln zu dürfen.

Auch feiern wir in diesem Jahr das 25. Jubiläum der Unterzeichnung des Vertrages über die freundschaftliche Zusammenarbeit und Partnerschaft in Europa zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Ungarn, der am 6. Februar 1992 unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag ist auch die Basis für die Zusammenarbeit beider Länder in Minderheitenfragen. Die deutsche Minderheit in Ungarn und diejenigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ungarn vertrieben und ausgebürgert wurden, sind Teil der ungarischen Geschichte, heute aber ein wichtiger und anerkannter Bestandteil in der ungarischen Bevölkerung.
Ich danke der ungarischen Regierung für Ihre Bemühungen, ihren unermüdlichen Einsatz für Verständigung und Aussöhnung und für die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit.

An den im Dezember 2012 gefassten Beschluss des ungarischen Parlaments, einen jährlichen nationalen Gedenktag für die Vertreibung und Verschleppung der Ungarndeutschen einzuführen, möchte ich ganz besonders erinnern.

Ich freue mich sehr heute auf 25 Jahre Freundschaftsvertrag und 25 Jahre „Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler“ mit ihnen gemeinsam zu blicken.

Die Ausstellung würdigt die Arbeit des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler, der 1992 mit dem Ziel gegründet wurde,

  • durch die Förderung von Literatur und Kunst zur Identität der Ungarndeutschen beizutragen;
  • das deutschsprachige Schrifttum, die literarischen und künstlerischen Traditionen im Karpatenbecken kennenzulernen, zu dokumentieren und der Öffentlichkeit bekannt zu machen;
  • die literarische, künstlerische Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Ungarndeutschen zu fördern;
  • die Zusammenarbeit mit Schriftsteller- und Künstlerverbänden in den deutschsprachigen Ländern und der deutschen Minderheiten zu pflegen.

Der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler verfolgt damit ein Anliegen, das auch für mich als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten höchste Priorität hat.

Die Bundesregierung hat sich von jeher bemüht, den in den Herkunftsländern verbliebenen Deutschen zu helfen, aber erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs gab es die Chance, sich erfolgreich mit den Regierungen der Herkunftsländer um Dialog, Verständigung und Versöhnung zu bemühen. Deutschland erinnert sich immer noch mit großer Dankbarkeit daran, welche bedeutende Rolle Ungarn seinerzeit für die Überwindung der Teilung Europas und damit zur Wiedervereinigung Deutschlands gespielt hat.

Vor dem Hintergrund der schwerwiegenden Verantwortung Deutschlands für das Schicksal, das die deutschen Minderheiten in den osteuropäischen Staaten in unmittelbarer Folge des 2. Weltkrieges erlitten haben, ist es der Bundesregierung bis heute ein wichtiges Anliegen, diese Menschen bei der Bewältigung ihres besonderen Kriegsfolgenschicksals zu unterstützen. Dies gilt insbesondere für diejenigen, die durch Vertreibung und Verbannung, Unterdrückung und Repression besonders betroffen waren. Sie wurden der Ausübung ihrer traditionellen Sitten und Bräuche sowie ihrer Berufs- und Bildungschancen beraubt und daran gehindert, unbeeinflusst von staatlichen Benachteiligungen und Zwängen sich in Eigeninitiative eine gesicherte Existenz aufzubauen.

Die Bindung an die deutsche Sprache und die dauerhafte Sicherung ihrer kulturellen Identität sind dabei für die Angehörigen der deutschen Minderheit von essentieller Bedeutung.

In dem künftig immer enger zusammenrückenden Europa spielen die rund 185.000 Angehörigen der deutschen Minderheit in Ungarn eine wichtige Rolle, indem sie ein bedeutsames Bindeglied zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ungarn sind und bleiben. Hierbei helfen die Kenntnisse von Sprache und Kultur beider Länder, zumal diese Fähigkeiten sie zu natürlichen Mittlern und Brückenbauern machen.

Erlauben Sie mir, in diesem Zusammenhang Adam Misch zu zitieren, der auf die Frage, ob seine ungarndeutsche Herkunft ihn bei seinen Werken beeinflusst hat, geantwortet hat: „Ich bin vorrangig bildender Künstler, meine ungarndeutsche Zugehörigkeit beeinflusst mich sicherlich irgendwo tief. Schließlich besuchte ich die deutsche Schule, mir wurden die gotischen Buchstaben gelehrt, die mit ihrer Schönheit und Härte von Zeit zu Zeit in mir auftauchen… Wer in zwei Kulturen aufgewachsen ist, der muss beide akzeptieren und sich zu beiden bekennen“.

Die Wanderausstellung ist ein großartiger Beitrag zu dem Brückenbau zwischen den Völkern in Europa. Sie schlägt einen Bogen von Ungarn über Deutschland nach Belgien und ermöglicht so das Kennenlernen der ungarndeutschen Kunst und Literatur für ein breites europäisches Publikum.
Das Thema der Ausstellung „Gestern-Heute-Morgen“ erfasst einen weiteren Aspekt, der auch in der Minderheitenpolitik von Bedeutung ist: Wir dürfen keinen dieser Zeiträume bei unserer Arbeit aus den Augen verlieren.

Sie haben in Ihrer Ausstellung Raum für die Präsentation von ungarndeutschen Künstlern der Vergangenheit, die maßgeblich an der Gründung des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler beteiligt waren, so wie der bereits zitierte Adam Misch, aber auch Josef Bartl, Robert König und László Heitler. Auch in der Förderpolitik der Bundesregierung verlieren wir diese Generation nicht aus den Augen. Die Gründerväter des Verbandes haben sich trotz aller Widrigkeiten bereits in den 70er Jahren zu ihrer deutschen Abstammung bekannt. Ihnen gebührt ein großes Dankeschön für ihren Mut und ihren Beitrag zum Erhalt von deutscher Kultur und Sprache in Ungarn.

Daneben haben auch bedeutsame Gegenwartskünstler Raum in der Ausstellung. Diese Generation trägt die Verantwortung für den Fortbestand der ethnokulturellen Identität. Ich kann im Rahmen meines Grußwortes nicht alle Namen der Künstler und Autoren nennen, die im Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler dafür sorgen, dass ungarndeutsche Kunst und Kultur weiterhin mit Leben erfüllt werden. Durch Lesungen, Ausstellungen und die Herausgabe von Literatur- und Kunstbüchern zeichnen Sie nach außen ein beeindruckendes Bild Ihres Schaffens. Auch Ihnen sei ein herzliches Dankeschön für Ihr Engagement.

Die Ausstellung widmet sich zu guter Letzt auch dem Werk der zukünftigen Generation. Auf der jungen Generation liegt all unsere Hoffnung, dass sie den Stab übernimmt und die ungarndeutsche Identität auch im Morgen sichert. Die Bundesregierung legt ihr Augenmerk bei der Förderpolitik zunehmend auf die Stärkung der ethnokulturellen Identität der Kinder und Jugendlichen. Kinder und Jugendliche sollen dazu animiert werden, sich mit Identitätsfragen auseinanderzusetzen, ein Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Volksgruppe und ein Gefühl der sozialen Verantwortung gegenüber der Erlebnisgeneration oder sonst Benachteiligten zu entwickeln. Entsprechend erfreulich ist es, wenn auch die künftige Generation der Künstler und Autoren sich mit ihrer ungarndeutschen Herkunft identifiziert und die deutsche Sprache und Kultur in Ungarn in der Zukunft bewahrt. Damit geben Sie leuchtende Beispiele für die ungarndeutsche Jugend und zeigen Wege zum Identitätserhalt auf. Die Werke, die wir im Rahmen der Ausstellung von Ihnen bewundern dürfen, sind vielversprechend. Wir danken Ihnen für diese Arbeit und wünschen Ihnen für die Zukunft viel Erfolg.

Ich hoffe, dass die Ausstellung auf ihrem Weg durch Europa viele interessierte Menschen erreicht, die so einen Einblick in das großartiger Schaffen ungarndeutscher Künstler unterschiedlicher Generationen erhalten und möchte mich bei allen Mitwirkenden herzlich für Ihr Engagement für den Erhalt der ethnokulturellen Identität und Sprache der deutschen Minderheit in Ungarn danken.

Foto: I. F.