Ugrás a tartalomhoz

„Falls es keine Märchen gibt, bleibt die Welt stehen“

Ungarndeutsches Erzählgut aus Kaan

Anlässlich des Tages des Volksmärchens luden der Verein KÖNYV(tár)TÁMASZ, die Landesbibliothek für Fremdsprachen und der Verband Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) zur Buchpräsentation „Reigöd vum Weidepam“ und zur Vernissage der Ausstellung von VUdAK-Mitglied István Damó in die Landesbibliothek für Fremdsprachen ein. Die Akteure des Abends waren Dr. Maria Erb, Leiterin des Ungarndeutschen Forschungs- und Lehrerbildungszentrums an der Loránd-Eötvös-Universität in Budapest, und Angela Korb, VUdAK-Mitglied und Mitarbeiterin der Neuen Zeitung, sowie der bildende Künstler István Damó und Kunsthistorikerin Borbála Cseh.
Es wurde der in der Reihe Neue-Zeitung-Stiftung-Bücher erschienene Mundartmärchenband präsentiert, Dr. Erb bot in ihrer Ausführung einen Überblick über die Märchenforschung der Ungarndeutschen, erzählte über Dialekte und zog Parallelen bzw. brachte Beispiele aus der ungarndeutschen Literatur nach 1945, in der u.a. bei Claus Klotz das Schwinden der Mundart und der Märchen in vielen Texten thematisiert wird. Die Märchen selbst seien so alt wie die Menschheit, sagte die Linguistin, Autorin des Vorworts zum Märchenband und betonte die Wichtigkeit des Erzählens, der Varianten sowie der Motive. Sie sprach über ihre Beziehung zu der Ortschaft Kaan, dem kleinen Branauer Dorf, das in dieser Form nicht mehr existiert, sondern als „Gyűrűfű der Ungarndeutschen“ heute dem Tourismus dient. Auch aus der Sicht der Forschung sei der Band von Nutzen, hob Dr. Maria Erb hervor.

Über das Dorf Kaan, Erinnerungen und den Band selbst sprach Angela Korb. Als Beispiel für die Zuhörer diente ein Märchen von der dem Band beigefügten DVD in pfälzischem Dialekt – erzählt von Mathilde Geiszkopf – , dieses Märchen entstand als französisches Volksbuch im Mittelalter und handelt von einer ausgestoßenen Königin (Genoveva), deren Sohn von einer Hirschkuh großgezogen wird.

Der Kaaner Dialektmärchenband „Reigöd vum Weidepam“ wurde von István Damó illustriert, Damó ist in Rumänien und Ungarn als Buchillustrator weitläufig bekannt. Ausgestellt wurden außer den Illustrationen zum Band auch weitere Buchillustrationen, die er für ungarische Verlage machte. Der 30. September stand im Zeichen der Märchen, die nicht nur bei Kindern auf Interesse stoßen. Der Tag des Volksmärchens wurde in der Landesbibliothek für Fremdsprachen würdig gefeiert. Wie Kunsthistorikerin Borbála Cseh in ihrer Rede betonte, sei das Visuelle wichtig, da dies vom Auge als erstes erfasst würde. Texte und Bilder ergänzen sich in Märchenbüchern auf natürlichste Weise, dies stand auch den Herausgebern des ungarndeutschen Dialektmärchenbandes als Ziel vor Augen.

Nach der erfolgreichen Buchpräsentation und Vernissage gab es Raum für Gespräche, auch waren Nachkommen von ehemaligen Kaaner Dorfbewohnern in Budapest dabei. Dank gilt dem Team der Landesbibliothek für Fremdsprachen für die Organisation, wo die Ausstellung bis Ende Oktober zu sehen ist (Budapest V., Molnár u.).

NZ 41/2014


Borbála Cseh, Angela Korb, Dr. Maria Erb und István Damó in der Landesbibliothek für Fremdsprachen
Foto: NZ