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Ein ungarndeutscher Künstler in Japan – Antal Dechandt und das Kampferholz

Bildhauer Antal Dechandt, Mitglied des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler hat im Herbst 2015 in Japan an einem internationalen Symposium für Bildhauer teilgenommen und Anfang Dezember im Gemeinschaftshaus seines Heimatdorfes Nadasch über seine erlebnisreiche Reise erzählt. Er schilderte seine Eindrücke über die japanische Kultur, Bildhauerei und zeigte den Interessenten viele Fotos. Der NZ erzählte er über seine Laufbahn, über die Anfänge und gegenwärtigen Erfolge.

Herr Dechandt, seit wann beschäftigen Sie sich mit Holzschnitzerei?

Man kann sagen, ich bin seit etwa 25 Jahren als Bildhauer tätig, davor habe ich mich mit Graphik und Malerei beschäftigt. Meine Laufbahn als Bildhauer begann damit, als mich mein Meister Ferenc Lantos gebeten hat, mit ihm zu arbeiten und die pädagogische Tätigkeit in der graphischen Werkstatt zu unterstützen. Damals habe ich gemerkt, dass mich Bildhauerei und Plastik mehr interessieren als ausschließlich das Malen. So bin ich schließlich Bildhauer geworden.

Wenn man sich Ihre Werke ansieht, erkennt man oft Naturmotive. Woher kommt die Naturverbundenheit in Ihren Werken, wie erfinden Sie diese Motive?

Ich bin ein begeisterter Naturliebhaber und fühle mich besonders zum Holz hingezogen. Man kann sagen, dass ich diese Leidenschaft im Blut habe, denn mein Großvater war Böttcher und er hat mir oft übrig gebliebene Holzstücke gegeben, die ich selber bearbeiten durfte. Ich arbeite also seit langem gerne mit Holz. Meine Skulpturen und Figuren stellen die bis zum Kern reduzierten Erfahrungen dar und das anhand von Figuren und Formen aus der Natur. Ich versuche auch meine verschiedenen Eindrücke in dieser Form umzusetzen. Holz als Material hat aber auch praktische Vorteile, denn es ist wesentlich leichter zu beschaffen als zum Beispiel Stein. Ich arbeite oft mit Kirsch-, Pflaumen- und Walnussbaumholz, aber gelegentlich auch mit Weinpfählen. Durch die Eigenschaften der unterschiedlichen Holzarten ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten der Bearbeitung.

Sie sind schon seit vielen Jahren im In- und Ausland aktiv, hatten schon zahlreiche Ausstellungen und bekamen viele bedeutende Preise für Ihre Kunstwerke. Wie sind Sie nach Japan gekommen?

Bildhauer treffen sich meistens in Künstlerkolonien, wo man infolge von Bewerbungen hinkommen und viele neue Kontakte zu anderen Künstlern aufbauen kann. Einer meiner Bekannten, mit dem ich zusammen in Debrezin gearbeitet habe, hat mich im Sommer angerufen und gefragt, ob ich Lust hätte, an einem Symposium in Japan teilzunehmen. Lust hatte ich natürlich dazu, also habe ich bald zugesagt.

Wie erfolgte die Bewerbung?

Ich musste – wie auch alle anderen teilnehmenden Bildhauer – ein kurzes Portfolio zusammenstellen, das aus meinem Lebenslauf, aus Fotos von meinen bedeutendsten Werken, aus Listen meiner inländischen und ausländischen Ausstellungen und Auszeichnungen bestand. Das habe ich an die Organisatoren geschickt und sie haben in Japan entschieden, wer zum Symposium eingeladen wird.Alles wurde vereinbart und besprochen, alles wurde bis auf die Minute von den Japanern im Voraus geplant. Von Wien aus bin ich dann nach Tokio geflogen und nach zwölf Stunden endlich angekommen.

Was waren Ihre Eindrücke von Japan?

Ich war als Gast in Japan unterwegs, konnte aber leider nicht viele Sehenswürdigkeiten besichtigen. Das Symposium fand in Nanto City auf der Insel Honshū statt. In dieser Stadt hat Holzschnitzerei eine sehr lange Tradition und wird bis heute von vielen gepflegt, man könnte sie etwa mit der volkstümlichen Holzschnitzerei in Ungarn vergleichen. Das Symposium selbst fand im Hof eines buddhistischen Tempels statt, der 1390 gebaut wurde und von vielen Touristen besucht wird. Diese faszinierende Kulisse war sehr inspirierend und besonders interessant war, dass das ganze Gebäude ausschließlich aus Holz erbaut wurde. Ich habe gesehen, wie traditionsverbunden die Menschen in Japan sind. Sie haben uns traditionelle Teezeremonien, Feuerfeste und Volkstänze gezeigt, wir waren auch in Konzerten und in einem Freilichtmuseum, wo wir japanische Bauwerke besichtigen konnten. Was mir noch auffiel, war die Hitze. Es gab jeden Tag etwa 35 – 38 Grad und dazu eine Luftfeuchtigkeit von etwa 90 Prozent.

Wie viele Teilnehmer gab es? Was mussten Sie beim Symposium machen?

Insgesamt waren 16 Bildhauer aus der ganzen Welt – Marokko, Australien, Montenegro, Argentinien, Tschechien, China und noch viele mehr – dabei. Aus Ungarn war ich der einzige. Jeder Teilnehmer hat im Voraus seine Pläne an die Organisatoren geschickt und musste dann vor Ort die Statuen herstellen. Es wurde uns alles bereitgestellt, wir haben Werkzeuge und eine in Japan heimische Holzart zur Bearbeitung bekommen. Das Kampferholz, mit dem wir gearbeitet haben, ist eine ursprünglich in Südjapan beheimatete, schnell wachsende, widerstandsfähige Holzart und hat einen sehr markanten Kampferduft. Es war übrigens verblüffend, welch vielseitige Arbeiten von den Kollegen aus den verschiedenen Nationen entstanden sind. Manche haben sich dem bekannten Mutter-Kind-Motiv zugewandt, andere haben für ihre eigene Nation typische Statuen erstellt.

Und Sie?

Ich habe mich für ein Naturmotiv entschieden, das eine zwischen zwei elliptischen Blättern von der Erde zum Himmel ragende Form darstellt. Die Statue sieht eigentlich aus wie eine große Blattunterseite und ist aus einem einzigen Block Kampferholz geschnitzt.

Was wird mit den dort hergestellten Statuen geschehen, wo kann man sie besichtigen?

Die Ausstellung fand im Garten des buddhistischen Tempels statt, wo das Symposium veranstaltet wurde. Später wurden die erstellten Werke in anderen Parkanlagen in Japan ausgestellt.

Gabriella Sós

NZ 4/2016



Auf dem Pfad der Natur

Schauplatz der Künstlerkolonie

Antal Dechandt beim Vortrag in Nadasch