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Die Erinnerung bleibt Zum Tod von Ludwig Fischer

Im Alter von 83 Jahren ist Ludwig Fischer, Gründungsmitglied der Literarischen Sektion (1972), am 25. November in Seksard verstorben. Beigesetzt wurde er im engen Familienkreis in Seksard.
Ludwig Fischer wurde am 2. Juli 1929 in Karantsch/Karanac (Jugoslawien, heute Kroatien) geboren. Er ist dreisprachig (deutsch, ungarisch, serbisch) aufgewachsen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mußte die Familie flüchten und fand in Jakfall/Kisjakabfalva Unterschlupf. Ludwig Fischer studierte Ungarisch und Deutsch an der Hochschule für Lehrerbildung in Fünfkirchen. 1960 begann er seine Tätigkeit als Deutschlehrer in Nadwar/Nemesnádudvar, wo er „vielleicht die schönsten zehn Jahre“ seines Lebens verbrachte. Die Nadwarer dankten ihm zu seinem 80. Geburtstag mit der Herausgabe seiner Werke „Die Erinnerung bleibt“. Ab 1969 war er bis zu seiner Pensionierung Mittelschullehrer in Szekszárd.
Die Aufgabe der Deutschschreibenden sei es auch, „daß wir möglichst Volksbräuche, Sitten, Geschichte und Schicksal der Schwaben festhalten. Dies wollte ich auch schon mit meiner Erzählung ‚Wir stehen in den Städten‘. Sie sollte einen Abschnitt aus dem Leben der Schwaben wiedergeben, die von den Jahren 1946 an in den Städten ein neues Zuhause suchten und sich noch heute in der Stadt nicht zurechtfinden.“ Diese Zeilen lesen wir im „Rückblick“ im Deutschen Kalender 1973 in einer Zusammenstellung von Autoren, die dem Aufruf der damaligen „Sektion der Deutschschreibenden“ folgten und zur Feder griffen.
„Ludwig Fischer ist der interessanteste Erzähler in dieser Sammlung. Er weiß die Techniken des Schreibens am sichersten zu handhaben. Beachtenswert ist seine Methode, die Gestalten im Dialog aufzubauen … Durch ihre Sprechweise offenbaren sich die Charaktere seiner Erzählungen“, schreibt Oskar Metzler im Nachwort zur Anthologie „Bekenntnisse – Erkenntnisse“ (1979).
Im eigenen Erzählband „Auf weiten Wegen“ (1983) sind 12 Erzählungen enthalten. „Für Ludwig Fischer liegen die wahren Werte im Miteinander, nicht in der Entfremdung; er möchte mit seinen Erzählungen Verkrustungen aufbrechen, verschüttete Werte freilegen und ein der Gesellschaft gemäßes Wertbewußtsein fördern. Damit tritt er der Wertveräußerlichung, dem ‚schönen Schein’ entgegen und führt den Leser unaufdringlich zu der Frage ‚Wie lebe ich?’; sie bewirkt Besinnlichkeit, Nachdenklichkeit“, darauf weist Helmut Rudolf im Nachwort zur Anthologie „Jahresringe“ (1984) hin.
„Die Melancholie kulminiert in der gut lesbaren Kurzprosa von Ludwig Fischer. Sein Hauptthema ist die Wurzellosigkeit der Ungarndeutschen in der Stadt, mit ständigem Hinweis auf die Geborgenheit in der Dorfgemeinschaft, die man jedoch irgendwie (Fischer erläutert nie, warum) verlassen mußte“, meinte in einem Vortrag in 1990 János Szabó. In den 70er und 80er Jahren war es noch nicht möglich, über das „Warum der Wurzellosigkeit“ zu schreiben. Dies holte Fischer nach der Wende nach. In zahlreichen Erzählungen thematisierte er das furchtbare Schicksal der Donauschwaben im ehemaligen Jugoslawien zum Ende des Zweiten Weltkrieges, die Einschüchterung, die Erniedrigung, das Morden in den Todeslagern, die manchmal geglückte Flucht ins Nachbarland Ungarn.
Der bescheidene, zurückhaltende, sehr talentierte, sympathische und nicht zuletzt humorvolle Vertreter der ungarndeutschen Literatur hinterläßt ein lesenswertes und aufschlußreiches Œuvre. Die Erinnerung bleibt.