Ugrás a tartalomhoz

Dialog der Gegenpole

Ingo Glass und György Jovián im Blick

Gegensätzlichkeiten ziehen sich an, heißt die eine Devise, überhaupt im Sinne von menschlichen Charakterzügen werden Gegenpole als sich ergänzende Aspekte dargestellt. Im Falle der Kunst von Ingo Glass und György Jovián stellt so eine Gegensätzlichkeit in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise eine Dialogplattform dar, die der kunstfreudige Betrachter in der Ausstellung „Konstruktiv/Destruktiv“ im Gemeinschaftsraum Széphárom im Budapester V. Bezirk erfahren kann.

Wie Kunsthistoriker Ernő P. Szabó darauf hinweist: „In vieler Hinsicht stimmen die Laufbahnen und Arbeiten von Ingo Glass und von György Jovián überein, aber aus ebenso vielen, eher sogar mehreren Gründen weichen sie voneinander ab. (…) Die wichtigsten Verbindungen finden wir aber nicht in ihrem Lebenslauf, sondern auf paradoxe Weise in ihrer Kunst. Die minimalistischen, aus einigen geometrischen Grundelementen und Grundfarben bestehenden Skulpturen stehen zwar anscheinend recht fern von den Ruinen und Fragmenten auf der Leinwand des Malers. Jedoch taucht bei beiden Künstlern die elementare Frage von Abbau und Wiederaufbau, oder anders, vom Bauen und Zerstören auf.“

Munkácsy-Preisträger György Jovián setzt in seinen großformatigen Serien „Studie zur Demolition“, „Demolition“, „Studie zu den Ruinen“, „Studie zum Krieg“ auf Detailreichtum. Durch seine gesellschaftskritische Sicht lässt er die künstlerische Aufarbeitung vergrößern: in fast allen seiner Kunstwerke können Pixelpunkte wahrgenommen werden. Diese Fotografienähe ist zugleich ein Hinweis auf die Wichtigkeit der sozial-konsumgesellschaftlichen Brennpunkte, Müllhalden als Versinnbildlichung der Wegwerfgesellschaft werden zugleich entmystifiziert. Joviáns Werke sind auch in der Art von Ausrufezeichen zu bewerten.

Ingo Glass‘ Skulpturen dominieren die drei Grundformen Kreis, Dreieck, Quadrat sowie die drei Grundfarben Rot, Gelb und Blau, jedoch mit einer veränderten Bedeutungsstruktur, als diese Grundfarben im Bauhaus verwendet wurden. Das Spiel mit dem Raum steht im Fokus der künstlerischen Ausdrucksweise von Ingo Glass. Seine Werkkompositionen, die aus ineinander dringenden, auseinander geschnittenen Positiv- und Negativformen der Grundformen bestehen, sind dazu bestimmt, den Raum umorganisiert in eine divergierende Bedeutungsschicht zu stellen.

Den Dialog, das Aufeinandertreffen von Konstruktiv und Destruktiv kann der Betrachter aktuell im Budapester V. Bezirk nachempfinden. Beide Künstler wurden in Rumänien geboren, machten eine akademische Laufbahn als bildende Künstler und sind Träger zahlreicher Auszeichnungen bzw. sind als markante Vertreter der zeitgenössischen bildenden Kunst durch ihre Werke in öffentlichen Einrichtungen bzw. als renommierte Aussteller in Galerien und Ausstellungen präsent. Beide Künstler sind auch Mitglieder des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK). Darüber hinaus ist der wirklichkeitsnahe Dialog der Werke in der aktuellen Ausstellung gegenwärtig: wenn Gegenpole sich in der Manier der lückenlosen Ergänzung begegnen und die Aufmerksamkeit auf die Korrespondenz in der Kunst lenken. Im Sinne von Aufbau und Zerstörung.
A. K.

Die Ausstellung „Konstruktiv/Konkret“ ist bis 29. April im Gemeinschaftsraum Széphárom (Budapest V., Szép u. 1/B.) zu sehen. Öffnungszeiten: Di. – Fr. 10.00. – 18.00 Uhr, Sa. 10.00 – 14.00 Uhr.

NZ 16/2017