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Deutsche „Literatour“ und Schauspielkunst als Mission – Interview mit Schauspieler Károly Mécs

Károly Mécs Schauspieler, Regisseur, Kossuth- und Mari-Jászai-Preisträger, feierte im Januar seinen 80. Geburtstag. Nach der Matura am Ferenc-Toldy-Gymnasium in Budapest erlangte er 1961 an der Hochschule für Schauspielkunst sein Diplom. Das Publikum hat ihn auch durch seine zahlreichen Film- und Bühnenrollen ins Herz geschlossen. Lange Jahre hindurch war er Mitglied des Ensembles der Deutschen Bühne Ungarn (DBU). Eine Saison spielte er in Wien. Zu seinen vielseitigen Aktivitäten, zu seinem Verhältnis mit der deutschen Sprache u.a. befragte NZ Károly Mécs.

NZ: Herr Mécs, haben Sie deutsche Vorfahren?

KM: Meine Familie stammt aus der Gegend von Freiburg, wahrscheinlich sind sie mit Ulmer Schachteln im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts nach Ungarn gezogen.

NZ: Wie sind Sie mit der DBU in Berührung gekommen?

KM: Direktor András Frigyesi hat mich angerufen. Er wollte die „Dreigroschenoper“ auf die Bühne bringen. Für mich war es eine Art Nostalgie. Als ich an der Hochschule Schauspielkunst studierte, hätte ich sehr gerne Mackie Messer spielen wollen. Claudia Nowotny aus Bautzen halte ich für eine sehr gute, gewissenhafte Regisseurin, und außerdem ist sie auch eine sehr gute Pädagogin. Wir hatten mit der Aufführung auch erfolgreiche Gastauftritte in Deutschland (Bissingen, Heilbronn, Bautzen). Vor allem durch die Exotik des Ganzen: die Ungarn spielen deutsch Theater. Das war eine gut zusammengestellte Vorstellung, mit einem Orchester. Nur die damaligen Verhältnisse in Seksard und der Raum waren nicht gerade als günstig zu bezeichnen.

NZ: Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an diese Zeit denken?

KM: Mit solch einer hervorragenden Schauspielerin wie Gabriella Hadzsikosztova – sie ist ein unglaubliches Talent, die zu Umwandlungen fähig ist, auf die alle praktizierenden Schauspielerinnen stolz sein könnten –, gaben wir ein gutes Duo ab und konnten ausgezeichnet zusammenarbeiten. Auch mit den anderen Kollegen. Aber das Pendeln zwischen Budapest und Seksard war unheimlich anstrengend. Neun Jahre lang habe ich das gemacht. Es machte mir viel Freude, weil ich solche Rollen gespielt habe, die mir ungarisch nicht entgegengekommen sind, in Stücken wie: „Nathan der Weise“, „Kabale und Liebe“ oder „Die Mitschuldigen“ – sehr gute Rollen. Lessing habe ich erstaunlich leicht gelernt. Bei Schiller ging es etwas schwerer.

NZ: Und Dürrenmatt?

KM: „Romulus der Große“ war ein lieblicher Streich. Odoaker ist eine sehr gute Rolle, seine Anwesenheit ist nicht bestimmend, obwohl er wichtig ist, ist es doch keine Hauptrolle. Als „Deus ex Machina“ kommt er und schafft Ordnung. Und anschließend gibt es kein Römisches Reich mehr.

NZ: Welche Position kommt in Ihrem umfangreichen Werdegang der Zeit an der DBU zu?

KM: In meinem Lebenswerk nimmt die Periode an der DBU eine wichtige Stelle ein. Für mich bedeutete es eine Freude, dass ich deutsch spreche, deutsch lese. Bis heute. Ich habe nie im schulischen Rahmen Deutsch gelernt, nur zu Hause als Kind.

NZ: Und wie kommt es, dass Sie eine hervorragende Bühnensprache beherrschen?

KM: Darin steckt viel Arbeit. Von Claudia Nowotny habe ich, was die Bühnensprache betrifft, sehr viel gelernt. Die Aussprache ist sehr wichtig, mit Fehlern sollte man nicht auf die Bühne gehen. Ich war eine Saison in Wien. Am Theater beim Auersperg habe ich im Stück „Katze im Sack“ gespielt und der Wiener Kurier schrieb, dass der am schönsten deutsch sprechende Schauspieler der Vorstellung der Ungar war.

NZ: Sie haben ungarische Literatur in deutscher Übersetzung präsentiert…

KM: Sehr viele Lyrikabende habe ich gemacht. Erlangen, Stuttgart, München, Dortmund, Münster, Wien, Köln, Berlin, Düsseldorf waren u.a. die Stationen. Die Zuhörer staunten, wie reich die ungarische Literatur ist. Parallel hätte man die deutsche Literatur in Ungarn vorstellen müssen, falls es Interesse gegeben hätte. Es gab aber glücklicherweise ungarndeutsche Lyrikabende, so habe ich Valeria Koch kennen gelernt. Ich war ein enthusiastischer Propagator ihrer Texte, denn es handelte sich um eine äußerst talentierte Schriftstellerin. Ihre letzte Buchpräsentation war im Haus der Fachschaften im Budapester Városligeti Fasor, dort habe ich sie das letzte Mal getroffen. Wir waren sehr eng befreundet, viele ihrer Texte kenne und bewahre ich auf.

NZ: Sie haben sehr oft bei Vernissagen von Robert König mitgewirkt…

KM: Meine Begegnung mit Robert König kann auch mit der Deutschen Bühne Ungarn in Verbindung gebracht werden, denn er schenkte der DBU viele Bilder. Er war ein überzeugter Verehrer der deutschen Kultur, ich las ihm Gedichte in Altmittelhochdeutsch vor. Er hat mich und meine Frau in sein Atelier eingeladen. Dort lernte ich sein umfassendes Werk kennen, er hat hinreißende Bilder. Bei mehreren Vernissagen habe ich mitgewirkt. Es ist ein großer Verlust, dass es ihn nicht mehr gibt. Er suchte nach den Wurzeln und versuchte das Ungarndeutschtum auf der großen deutschen Karte zu verorten.

NZ: Ist es wichtig, die Vergangenheit vor Augen zu halten?

KM: Ich freue mich sehr, wenn ich höre, dass ein Heimatmuseum eröffnet wird, ortsgeschichtliche Ausstellungen organisiert werden. Es gibt also noch Personen, die an der Vergangenheit interessiert sind. Diese Sachen werden vom Menschen langsam vergessen, wodurch auch ein Teil der Literatur ungenießbar wird. Ich weiß nicht, in welche Richtung die Welt steuert und was daraus resultiert, aber es interessiert mich, worauf das hinausläuft. Ein Glück, dass wir in Ungarn den Deutschunterricht haben. Es gibt Studenten, Interessenten und Schöngeistige, deren Empfinden es ist, sich damit zu beschäftigen. Es ist zwar nicht rentabel, aber als Mission sehr schön und in Bezug auf das seelische Wohlbefinden lohnt es sich auch.

NZ: Wie steht es heute um die deutsche Sprache?

KM: Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Zeit und der Zeitgeist nicht für uns arbeiten. Die deutsche Sprache, eine der entwickeltesten Kultursprachen mit einem herausragenden wissenschaftlichen und literarischen Hintergrund würde mehr Zuwendung verdienen. Aber die aktuelle Linie macht die englische Sprache fast zum Alleinherrscher im öffentlichen Leben und in den internationalen Beziehungen. Das wirkt sich größtenteils schlecht auf die unterschiedlichen europäischen Sprachen und Kulturen aus, deren Kenntnis und Verwendung wichtig wäre. Entweder muss man abwarten oder den Kampf aufnehmen, das kommt auf die Entschlossenheit an.

NZ: Herzlichen Dank für das Interview, ich wünsche Ihnen gute Gesundheit!

Angela Korb

NZ 15/2016

Károly Mécs und Robert König bei der Vernissage der Ausstellung im Budapester Haus der Ungarndeutschen zum 60. Geburtstag des Grafikers
Foto: Bajtai László