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Der Satz durchquert das Blatt

Als 14. Band der VUdAK-Bücher ist der neue Gedichtband von Robert Becker* – eine Auswahl aus den vergangenen fünfzehn Jahren – erschienen, in dem, wie der Titel darauf hinweist, Emotionen, Erlebnisse, Ereignisse gebündelt auf Papier gebracht wurden.

Der Dichter eröffnet im ersten Teil Raumhorizonte über die Sprache, über die (innere) Landschaft, über Hoffnung und menschliche Nähe, wobei die Kargheit der Worte Transzendentes und manchmal Apokalyptisches birgt. Im zweiten Teil werden durch die biblischen Hinweise philosophische Gedanken (Später Jonas, Babels Erbe) aufgegriffen. Die in Scherben aufgehende Idylle, die von Gott verlassene Welt – oder der von der Welt verlassene Gott –, der Mensch ausgeliefert auf dem haiverfluchten Ozean sowie weihrauchduftende Kindheitserlebnisse werden in den Zeilen heraufbeschworen. Das Bündel gepackt lautet der Titel des dritten Teils des Bandes, in dem das Schicksal der Ungarndeutschen reflektiert wird. Der einsame Sänger erinnert sich an die Ahnen, an ihre Vertreibung (Ungarndeutsche Ballade), und stellt mit verblüffenden Bildern die gegenwärtige Situation dar (Mein fremdes Land), wo „nur Erinnerung hält noch die Sprache meiner Ahnen auf Tonband fest“. In einer Zeit, wenn man als Gast im eigenen Land nach der Identität sucht, werden Ängste, Hoffnungen und der Wunsch nach Frieden artikuliert. Im vierten Teil des Bandes – Die Seele blutet grau – erscheinen intime Momente des Lebens (Zeugnis, In der Ferne fremd), Sein und Zeit werden durch Alltagssituationen ausgelöste Erkenntnisse reflektiert (Unterwegs, Stromausfall). Neben der Darstellung der Entfremdung des Daseins, der Welt, in der man sich wälzt wie Fisch im Staub, wird doch die Liebe als heilende Kraft aufgezeigt. Im abschließenden Teil des Bandes – Thomas Müntzers Fahnenschwenker – werden religiöse Fragen gestellt und erörtert, der Mensch befindet sich in einer Galgenlandschaft, stets vor dem Gericht (Scharfgericht, An die Henker), sowie wird eine Bilanz an der Jahrtausendwende gezogen und der Mensch zur Entscheidung aufgefordert: du musst wissen wo du stehst.

Für die Lyrik von Robert Becker ist eine Themenvielfalt sowie eine Vielfalt der dichterischen Mittel kennzeichnend: kürzere und längere Gedichte, mal ohne Interpunktion, mal reich, mal karg an Reimen, Wortschöpfungen, intertextuelle Übernahmen, doch der eigene Ton kann nicht verwechselt werden. Als später Jonas, im ewigen Gespräch mit Gott, steht der Mensch da, und sucht nach einem Zuhause in der Welt und in der Sprache. Die Stationen dieser Suche stellen die Gedichte von Robert Becker aus den vergangenen 15 Jahren dar. Eine reiche Ernte.

Karl B. Szabó
* Robert Becker: Gebündelt
VUdAK, Budapest, 2013, S.112

NZ 10/2014