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Der Melodie der Sprache der anderen lauschen

Slowakisch-deutsch-ungarischer Abend im HdU

Im Rahmen der interethnischen Abende der Reihe „Miteinander“ im Budapester Haus der Ungarndeutschen treffen sich Vertreter der ungarländischen Minderheitenliteraturen. Diese Begegnungen der Schriftsteller und Lyriker in einer gemeinsamen Lesung wird durch musikalische Produktionen der einzelnen Minderheiten begleitet.

Beim „Miteinander“-Abend am 5. November standen das literarische Werk des ungarndeutschen Lyrikers Koloman Brenner sowie des slowakischen Autors und Übersetzers Gregor Papucsek und des slowakischen Schriftstellers Zoltán Bárkányi im Mittelpunkt. Eva Mayer, verantwortliche Redakteurin der interethnischen Zeitschrift „Barátság“, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert hat, stellte die Protagonisten des literarisch-musikalischen Abends vor. Denn ein verbindendes Element zwischen den Dichtern, Übersetzern und Schriftstellern der „Miteinander“-Reihe ist, dass sie regelmäßig in der Zeitschrift „Barátság“ als Autoren publizieren.

Es sei sehr wichtig, den Rhythmus und die Melodie der Sprache der anderen Minderheiten zu hören, betonte die Barátság-Chefredakteurin. Anliegen der Zeitschrift sei auch die Vermittlung zwischen den Nationalitäten in der Verkehrssprache Ungarisch. Toleranz, die Akzeptanz des Andersseins sowie das gegenseitige Kennenlernen seien hierbei Schlagwörter. Dies alles im Rahmen und mit Blick auf die europäische Gemeinschaft. Gemeinsam erlebte Schicksalsschläge in der Vergangenheit und die kulturellen Werte seien verbindende Momente der ungarländischen Nationalitäten.

Gregor Papucsek stellte zuerst Sándor-Weöres-Lyrikübersetzungen vor. Der Übersetzer erzählte, wie wichtig es sei, neben der Vermittlung des Inhalts der Texte auch die Musikalität – vor allem bei den bekannten „Fingerübungen“ im Falle von Sándor Weöres – in der anderen Sprache zu übermitteln. Papucsek sprach über die vielen Parallelen, die ihn mit Weöres verbänden. Der aus dem Pilisch-Gebirge stammende Übersetzer betonte auch, dass die heutigen, als Kindergedichte interpretierten lyrischen Texte des ungarischen Dichters als Fingerübungen entstanden, gewiss auch mit Erwachsenen-Adressaten rechnend, wollte Weöres die Musikalität der ungarischen Sprache auf höchstem Niveau vermitteln. Gregor Papucsek, der auch selbst Gedichte schreibt, übertrug bisher genial an die 150 Weöres-Werke ins Slowakische.
Zoltán Bárkányi schreibt Prosa. Er war Mitarbeiter und Chefredakteur von „Ludové Noviny“, der slowakischen Wochenzeitung in Ungarn, und hat mehrere Bücher herausgegeben. Sein jüngster Band trägt den Titel „Jablon“ (Apfelbaum). Auch er stammt aus dem Pilisch-Gebirge, aus Kesztölc, damit in Verbindung stand einer seiner Prosatexte, den das Publikum des „Miteinander“-Abends in ungarischer Übersetzung hörte.

Koloman Brenner ist Mitglied des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK), sein Lyrikband „Sehnlichst” ist in der Reihe der VUdAK-Bücher erschienen. Der Germanist und Prodekan an der Budapester Universität ELTE stammt aus Ödenburg. Auch sein Gedicht „Ödenburg“ konnte das zahlreich erschienene Publikum bei der Lesung sowohl deutsch als auch ungarisch kennen lernen, seine oft knapp gehaltenen lyrischen Texte zeugen von einer markanten Gedankenlyrik, welche Einblick in die eigene Welt des Dichters gewährt. In einer eigenen Sprache mit manchmal jähzornig-aufrüttelnder Haltung stellt er auch wichtige Fragen bezüglich der Zukunft des Ungarndeutschtums. Das Publikum hörte von Koloman Brenner auch sein Gedicht „Preßburg“.

Musikalisch wurde der Abend von den beiden jungen Slowakinnen aus Pilisszentkereszt Laura und Vanessa Glück gestaltet, die mit Akkordeonbegleitung slowakische Volkslieder sagen.
A. K.


Die Glück-Schwestern, Gregor Papucsek, Koloman Brenner, Eva Mayer, Zoltán Bárkányi und Gastgeberin Monika
Ambach bei der „Miteinander“-Lesung
Foto: Bajtai László