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Claus Klotz und seine Dichtung

Zu einem Klotz-Gedenkabend und die Präsentation des zum 20. Todestag des Autors erschienenen Buches „Claus Klotz und seine Dichtung” von Maria Klotz lud die Familie Klotz-Harmati am 14. Januar nach St. Iwan bei Ofen ein. Familienangehörige und Experten sprachen über Claus Klotz und sein Lebenswerk, Texte von ihm wurden vorgetragen und der Abend musikalisch abgerundet. Gábor Kerekes (Foto) vom Germanistischen Institut der Budapester ELTE referierte über das Buch „Claus Klotz und seine Dichtung” und über Claus Klotz´ Bedeutung für die ungarndeutsche Literatur. Wir veröffentlichen seinen Vortrag.

Der Anlaß, der uns heute zusammengeführt hat, ist die Vorstellung des Bandes „Claus Klotz und seine Dichtung” von Maria Klotz, der Schwester des Dichters. Das Buch ist zwar ein Band, doch halten wir mit ihm eigentlich mehrere Bücher gleichzeitig in der Hand.
So ist es zunächst die Diplomarbeit von Maria Klotz, die sie 1996 an der Janus-Pannonius-Universität in Fünfkirchen eingereicht und verteidigt hatte. Doch besteht der Text nicht lediglich aus der 1996er Diplomarbeit, sondern ist durch neuere Bemerkungen, durch weitere erklärende und kommentierende Sätze aus dem Jahre 2010 ergänzt, die – korrekterweise – kursiv gesetzt worden sind. Betrachtet man nur die kursiven Passagen, so muß man feststellen: sie sind nicht nur für all jene, die Claus Klotz und seine Familie nicht kannten, eine besonders wertvolle erklärende Hilfestellung, sondern sie zeigen auch deutlich, wie sich Maria Klotz über Jahrzehnte hinweg kontinuierlich mit dem Andenken ihres Bruders, mit seinem dichterischen Werk intensiv beschäftigt hat und welche Richtungen diese Beschäftigung über all die Jahre genommen hat.
Zwar stellt das vorliegende Buch Claus Klotz und sein Werk vor, doch in gleichem Maße ist es ein Buch, das von der engen Verbundenheit der Verfasserin, von der – ja sprechen wir das große Wort aus: – Liebe von Maria Klotz zu ihrem Bruder, vom Schmerz über den Verlust des Bruders und dem Versuch der Aufarbeitung dieses Verlustes Zeugnis ablegt. Es ist also nicht nur ein Buch von Maria Klotz, sondern es ist auch ein Buch über Maria Klotz. Ein Buch über die Liebe zum Bruder.
Weiterhin ist es ein Buch über die Familie Klotz, deren bewegtes Schicksal über mehrere Generationen hinweg dargestellt wird. Der Leser kann sich mit Hilfe des Bands ein Bild von der Familiengeschichte machen, die verwandtschaftlichen Beziehungen verstehen. Die zahlreichen Fotos im Band bringen dem Betrachter nicht nur die im Buch genannten Menschen näher, sondern die Bilder, die in der Abfolge der Generationen der Familie angeordnet sind, tragen all die Spuren der Geschichte der vergangenen hundert Jahre an sich: die im Laufe der Jahrzehnte erfolgten Veränderungen in der Kleidung, in den Frisuren der abgebildeten Menschen, ja auch ihre Anordnung bzw. Haltung vor der Linse der Kamera, und auch die auf den einzelnen Bildern eingefangenen Gebäudeteile und Interieurs veranschaulichen die Veränderungen, die sich vollzogen haben, und mögen den Betrachter wehmütig daran erinnern, wie unaufhaltsam die Zeit voranschreitet.
Schließlich und endlich ist das Buch auch die Sammlung des dichterischen Werkes von Claus Klotz, das nun in einem Band, mit ausführlichen Informationen zu seinem Leben, vorliegt. Insofern ist das Buch ein wichtiger Beitrag, um die Texte von Claus Klotz lebendig zu halten, sie im Allgemeinbewußtsein der möglichen ungarndeutschen Leser weiter zu verankern. Das Buch ist in seiner Vielschichtigkeit, seinem Reichtum, der Verbindung von Werk und Leben, Erinnerung und reflektierter Erinnerung, in seinem Charakter als Dichtung und der Analyse ebendieser sowie durch den Reichtum der beigefügten Fotografien und Zeitungsausschnitte ein außergewöhnliches Buch, wie es bisher über keinen einzigen anderen ungarndeutschen Dichter gibt.
Ich persönlich habe Claus Klotz nicht gekannt, ihn nicht getroffen, lediglich einige biographische Parallelen gibt es, die mir seine Person etwas näherbringen: über die ungarischen Verhältnisse und die Mehrsprachigkeit hinaus der Umstand des Studiums in der DDR, dann die Stadt Berlin und dort das Haus der ungarischen Kultur, dessen stellvertretender Leiter er 1983 wurde. Für mich war das Haus der ungarischen Kultur bis Mitte 1981 ein bekannter Ort, den ich oft aufgesucht habe.
Im Zusammenhang mit Klotz liest man die Bezeichnung „der zornige junge Mann” der ungarndeutschen Literatur. Vielen Lesern ist dabei gar nicht bewußt, daß es sich bei dieser Wendung um eine literarische Einordnung handelt, denn die „zornigen jungen Männer”, besser bekannt als die „angry young men”, waren jene jungen Autoren der englisch-britischen Literatur, die diese mit ihrer schonungslosen Offenheit und Ehrlichkeit in den 1950/60er Jahren modernisierten. John Osborne, Harold Pinter, Arnold Wesker, Alan Silitoe und Kingsley Amis sind die wichtigsten Vertreter dieser Bewegung. Gemeinsam mit ihnen haben die Texte von Claus Klotz den unbedingten Drang nach Aufrichtigkeit. Seine Charakterstärke zeigt sich darin, wie er in seinen Gedichten keinerlei Schönfärberei hinsichtlich der Lage der Ungarndeutschen betreibt. Lyrik ist für ihn offensichtlich eine Sache, die keine faulen Kompromisse zuläßt.
Daß er hiermit recht gehabt, richtig gehandelt hat, wird deutlich, wenn man jene Anthologien, in denen seine Texte zunächst erschienen waren, heute in die Hand nimmt und auch die Texte der anderen Autoren liest. Man wird erkennen können, daß die Texte von Claus Klotz nicht so gealtert sind wie manch ein anderer Text. Seine Gedichte sind immer noch aktuell, sie gehören nicht in das Museum der Literaturgeschichtsschreibung.
Auffallend ist, wie universell seine Texte sind. In keinem einzigen Text geht es entweder lediglich um private Fragen oder emotionale Probleme, vielmehr geht es auch in den intimsten Gedichten auch um umfassende Fragen. Dabei gelingt es ihm, sein Deutschtum, das Deutschtum mit dem universalen Humanismus und der menschlichen Schaffenskraft an sich gleichzusetzen, als er in seinem Gedicht „mein deutschtum” allumfassend schreibt:

mein deutschtum ist illyés ja auch illyés
und nicht zu vergessen auch hauptmann in agnethendorf
mein deutschtum ist joyce und sartre
der eiffelturm
und das brandenburger tor

Zuletzt noch ein Wort zu Claus Klotz und Wolfgang Borchert. Der ungarndeutsche Dichter bezieht sich ja in seinem „Zweiglein” auf den früh verstorbenen Hamburger Schriftsteller. Dabei halte ich es für sehr bemerkenswert, daß die Dichte der Zweiglein-Geschichte weit über jene in Borcherts bekanntesten Erzählungen – also „Das Brot”, „Nachts schlafen die Ratten doch”, „Die Küchenuhr”, „Die Hundeblume” – hinausgeht. Vielmehr ist eine Übereinstimmung mit Wolfgang Borcherts allerletztem Text nicht zu übersehen, der den Titel „Dann gibt es nur eins!” trägt und aus dem Todesjahr Borcherts und dem Geburtsjahr von Klotz, 1947, stammt. Verdichtung, Konzentration auf das Wesentliche und Rechtschaffenheit sind die Eigenschaften, die sowohl für Borchert als auch für Klotz in ihrem Schaffen entscheidende Prinzipien darstellten. Beide früh verstorbenen Dichter vertraten am Ende ihres Lebens ähnliche Grundsätze.
Im allgemeinen glaubt man, kurze Texte eines Dichters würden ein Kennenlernen nicht oder nur kaum ermöglichen. Doch weit gefehlt: ein Lyriker gibt von sich, seiner Persönlichkeit, seinen Ansichten, seinem Charakter, seinem Inneren in seinen Gedichten viel mehr preis als ein Autor von Romanen. Man kann hunderte Seiten eines Romanciers gelesen haben und man kennt ihn noch immer nicht, während nur einige kurze lyrische Texte viel mehr über einen Menschen offenbaren.
Ich kann nur den Vorschlag machen: Wenn Sie sie noch nicht kennen sollten, so lernen Sie Claus Klotz und seine Schwester mit Hilfe dieses Buches kennen.

NZ 3/2011


Maria Klotz sprach anhand von Fotos über den familiären Hintergrund
und den Lebenslauf von Claus Klotz


Gábor Kerekes beim Vortrag