Ugrás a tartalomhoz

Béla Bayer – seit 60 Jahren auf den Schanzen der Seele

Sechzig. Noch nicht zu alt, weitere Pläne zu schmieden, doch alt genug, manches abgeschlossen zu haben. Die Vergangenheit scheint zwar ein gelesenes Buch zu sein, doch ruft man immer noch mit der Stimme der Lyrik und die Stimme der Lyrik ruft einen täglich. Die sechzigjährige Last birgt zugleich Schätze aus sechzig Jahren. So trifft es auch den Dichter Béla Bayer, der am 17. Mai seinen 60. Geburtstag feiert. Der Bub aus Waroli bewundert immer noch denselben Mond und wird von Haus und Heimat erwartet. 60 Jahre geben wohl einen Anlaß zur rührseligen Begegnung mit dem bisher Erreichten bzw. mit den zukünftigen Aufgaben. Gedichtbände, Prosa und Lyrik markieren den Weg des Dichters, der vom Hügel des Mecsek nun auf die hinterlassene dichterische Landschaft zurückblickt. In der inneren Stille entfalten sich Wunder in Worten. Laßt uns darin weilen.

RÜHRSELIG

Es stapeln sich die Jahre hinter mir
wie die Wörter in meiner Kehle.
Mit sechzigjähriger Last
pendele ich zwischen täglicher Pflicht
und dem unbeschriebenen Blatt Papier.
Ich rufe oft mit der Stimme der Lyrik,
um die innere Stille zu verjagen.

Heimat und Haus erwarten mich,
wo kleine Hügel zu Füßen des Mecsek knien
und wortlose Bergmannsblicke
das Sonnenlicht dressieren.

Ich erinnere mich, als kleiner Junge
oft den Mond beobachtet zu haben,
als er die Berghalden hinaufkletterte
mit meiner Einsamkeit.

Ich höre noch das Pfeifen Vaters Lunge,
bewahre die Spannung seines Handtellers.

Dorthin gehöre ich, wo
verkümmerte Flieder musizieren
und Kastanien ihre Kerzen wiegen.

NZ 19/2011