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Die „5 Positionen aus Ungarn” sind in Budapest angekommen – „Abstrak – Konstruktiv – Konkret” im Haus der Ungarndeutschen

„Meiner Ansicht nach wäre es schwierig, bei einer Ausstellung einen Konsens über den »eigentümlich deutschen« oder »eigentümlich ungarischen« Malstil zu finden. Die Suche nach der nationalen oder ethnischen Identität in der Kunst zeigt sich heute am ehesten in intensiven regionalen Bezugssystemen, Kontexten und Wechselwirkungen”, so der Kunsthistoriker László Beke in seinem Vorwort zum anspruchsvollen Katalog, der zur Ausstellung „Abstrakt – Konstruktiv – Konkret; 6 Positionen aus Ungarn” vom Deutschen Kulturforum östliches Europa (Potsdam) herausgegeben wurde. An solchen Wechselwirkungen mangelt es nicht: Alle eingeladenen Künstler sind bzw. waren Mitglieder des Verbandes Ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK) und beeinflußten gegenseitig das Schaffen der anderen. Im Rahmen des ungarischen Kulturjahres in Deutschland „Ungarischer Akzent 2006/2007″ haben die beiden Kuratoren Thomas Schulz (Kulturforum) und Ákos Matzon (VUdAK), von dem auch Bilder in der Ausstellung zu sehen sind, Werke von Künstlern „der ersten Stunde” (1992) und weiterer VUdAK-Mitglieder mit „doppelten Wurzeln” zu einer repräsentativen Schau zusammengestellt.
Beke, Direktor des Instituts für Kunstgeschichte der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest, hat in seiner Einleitungsrede zur Ausstellung im Haus der Ungarndeutschen noch die regen Verbindungen zwischen Ungarn und Deutschland hervorgehoben, dank derer fünf Positionen der ursprünglichen sechs – die Werke vom Antal Lux blieben diesmal aus – nach Stuttgart und Berlin nun in Budapest zu besichtigen sind. Daß sich der kulturelle Austausch zwischen den beiden Ländern als wortwörtlich „konkret” und „konstruktiv” erweist, bestätigte Frau Dr. Tutsch, Mitarbeiterin des Kulturforums in ihrem Grußwort, indem sie das Konzept der Auswahl und die Entstehung des schon zitierten Katalogs erläuterte.
Matthias Gruber, Kulturreferent der Deutschen Botschaft, begrüßte nicht nur die Gäste der mit klassischer Musik begleiteten feierlichen Veranstaltung, sondern die zwei neuen ifa-Kulturmanagerinnen: Angela Hühnerfuß, die ab September an einer neu eingerichteten ifa-Stelle in Szekszárd und Baja tätig ist, und Gabriella Hornung, die als Nachfolgerin des Kulturmanagers Andreas Bock schon das Programm im Haus koordiniert und eingeleitet hat.
An offiziellen Grußworten hat es also nicht gefehlt am 19. September, während derer sich die Blicke in den Farben und Konturen der Bilder vertiefen konnten, welche die Räume mit fünf Positionen der Übergangszeit zwischen Moderne und Postmoderne füllen. Die abstrakten, eher spielerischen Bilder von Josef Bartl, die auf einzelne Motive reduzierten Farbstreifen von László Hajdú, die mit Piktogrammen geschmückten Leinen von Adam Misch, die schrillen Farbfelder des Michael Pantl, die eher als Abstraktionen wirkenden Flächen von Ákos Matzon erwarten ihre Entdecker mit oft metaphorischen Titeln wie „Wellenlinie” (J. Bartl), „Graue Expansion” (L. Hajdú), „Kampf” (M. Pantl). Diese Bilder lassen sich nicht eindeutig in eine einzelne Richtung einordnen, sie widerstehen der Klassifikation und der endgültigen Deutung. Sie setzen sich mit jedem Betrachter in eine andere Beziehung, verhalten sich autonom und fordern einen immer wieder zum Nachdenken heraus. Oder auch nicht: Sie lassen sich auf den Beobachter wirken, ohne unbedingt etwas Bestimmtes mitteilen zu wollen. Sie sind „bunt”, „schrill”, „von einer geometrischen Stille”, „interessant” oder „voller Kontrast, Farbfülle” – wie es vom Publikum im Raum hier und da zu hören war.
„In früheren kunstgeschichtlichen Epochen trugen die Auftraggeber Wünsche an die Künstler heran. Ähnliches versuchen heute die Kuratoren, die Ausstellungen organisieren und Werke dafür auswählen” – heißt es im bereits erwähnten Katalog der Ausstellung, die als Ergebnis der Zusammenarbeit des Kulturforums, des VUdAK, des Collegium Hungaricum Berlin, des Ungarischen Kulturinstituts Stuttgart sowie der Ungarischen Botschaft in Berlin entstanden ist und wandern konnte.

M. V.

NZ 39/2007

 

Kulturreferent Matthias Gruber stellte die neuen ifa-Kulturreferentinnen vor. Musik:
Angela Korb und Stefan Valentin, ifa-Kulturreferentin Gabriella Hornung,
Dr. Claudia Tutsch und Kunsthistoriker Prof. László Beke